Landshut – Drei Spiele hat jede Mannschaft beim Deutschland Cup in Landshut, drei Torhüter stehen im Kader von Harold Kreis, und der Bundestrainer hat sich festgelegt: „Jeder bekommt ein Spiel – und weiß auch schon, welches.“ Bei einem Turnier, das der Sichtung dient, kann Kreis es sich leisten, die Spielzeiten zu verteilen; bei den Weltmeisterschaften der letzten Jahre gab es immer eine Hierarchie und keine klassische Rotation. Bei der WM 2023, wo Deutschland Silber gewann, spielte fast nur Mathias Niederberger, der Münchner. Dustin Strahlmeier (Wolfsburg) entlastete die Nummer eins kurz mal, Maxi Franzreb (Bremerhaven) stand nicht auf dem Eis, er blieb in Reserve.
Für den Deutschland Cup hat Kreis drei andere Goalies nominiert. Franzreb ist verletzt, Niederberger hat in den vergangenen gut zwei Monaten 14 Spiele in der DEL und fünf in der Champions Hockey League hinter sich gebracht, Strahlmeier war in der Liga mit 14 Einsätzen ebenfalls hoch beansprucht – und bei allen dreien weiß Kreis, wie er sie einzuschätzen hat. Für Landshut fiel seine Wahl auf drei junge Torleute: Arno Tiefensee (Mannheim) und Florian Bugl (Straubing) sind 21, Leon Hungerecker (Nürnberg) ist zwar schon 25, aber spielt erst im zweiten Jahr in der DEL. Kreis ist von jeder dieser Berufungen überzeugt und findet, die Auswahl, die die Liga ihm biete, sei gewachsen: „Einige Clubs setzen auf deutsche Torhütertandems.“ Das ist der Fall in München, Köln, Wolfsburg, Mannheim, Augsburg, Nürnberg, Iserlohn. Ausländische Nummer-eins-Lösungen haben lediglich Berlin (wobei der US-Amerikaner Jake Hildebrand vor der Einbürgerung steht), Straubing, Bremerhaven (vorübergehend, solange Franzreb verletzt ist) , Schwenningen, Frankfurt, Ingolstadt, Düsseldorf. „Wir haben einen deutschen Zuwachs auf dieser Position“, erklärt Kreis.
„Es gibt keinen Torhüter, der seine Karriere als Nummer eins beginnt“, weiß der Bundestrainer aus seinem Erfahrungsschatz aus 64 Lebensjahren. So war und ist es auch bei den dreien, die er berufen hat. Leon Hungerecker arbeitete sich in Nürnberg am früheren Nationalkeeper Niklas Treutle vorbei, Arno Tiefensee hat in Mannheim Augenhöhe zum elf Jahre älteren Felix Brückmann (eine Olympia-, zwei WM-Teilnahmen) eingenommen, und Florian Bugl bekommt beim DEL-Dritten Straubing Tigers regelmäßig seine Spiele – wenngleich er sich noch hinter dem Amerikaner Hunter Miska einreihen muss. „Überrascht war ich schon, dass ich zur Nationalmannschaft eingeladen wurde“, gibt Bugl zu. Aber er hat gerne angenommen – schon weil er gebürtiger Landshuter ist, „meine Eltern wohnen zehn Minuten vom Stadion entfernt“. Arno Tiefensee und Florian Bugl bilden die deutsche Torwart-Zukunft ab. „Ich glaube, wir kennen uns schon seit der U12 oder von noch früher“, sagt Bugl. Sie sind nur zwei Wochen auseinander und den Weg über die herausragenden Leistungszentren gegangen: Tiefensee, der aus der Ost-Schule Weißwasser stammt, war nach einem Intermezzo in Bad Tölz bei den Jungadlern Mannheim, der Niederbayer Bugl entschied sich mit 14 für die Red-Bull-Akademie in Liefering, den andere großen Anbieter fundierter Eishockey-Ausbildung. Dass er im Teenageralter schon Profi war, würde er nicht sagen, „denn wir haben ja gegen Jugendmannschaften gespielt“, aber klar: „Es war sehr professionell dort, alles bestens organisiert.“ Sechs Jahre lang wuchs er im Red-Bull-System auf – und in der Eishockeyszene war erwartet worden, Florian Bugl würde beim EHC München in die Erbfolge von Mathias Niederberger (30) eintreten. Doch man plante anders – beidseitig.
Wie es dazu kam, dass Bugl nicht nach München ging – er erzählt es aus seiner Sicht: „Es gab interne Gespräche – und dann kam das Angebot aus Straubing, und es hat vom ersten Moment an gepasst. Und ich bin näher an der Heimat.“ 2022/23 hätte er beim EHC München Niederberger und auch noch Alt-Keeper Danny Aus den Birken vor sich gehabt, in Straubing bestritt er in seiner DEL-Premierensaison 27 Spiele. Mit den Tigers steht er nun sogar vor dem EHC und teilt die kesse Straubinger Ansage von der Meisterschaft: „Wir haben gesehen, dass wir mithalten und die großen Teams schlagen können.“
Aber jetzt ist Pause in der Liga und dafür Deutschland Cup. Man trifft auf Dänemark (Donnerstag, 19.45 Uhr), Österreich (Samstag, 18 Uhr) und Slowakei (Sonntag, 14.30 Uhr). Drei Torhüter, jeder ein Spiel.