Frankfurt – Keine Gefühlsregung war bei Bill Belichick zu sehen, das Gesicht wie eingefroren. Einsilbig, brummig, einfach lustlos antwortete der Headcoach der New England Patriots auf die Fragen – allesamt lästig, auch die zu seiner Zukunft. Denn vor dem Gastspiel mit seinem Footballteam in Frankfurt ist der erfolgreichste Trainer der NFL-Geschichte längst nicht mehr unantastbar.
„Ich werde kontrollieren, was ich kontrollieren kann“, meinte der 71-Jährige schmallippig und wich aus, als er sagen sollte, ob am Sonntag gegen Indianapolis (15.30 Uhr/RTL und DAZN) sein Job womöglich auf dem Spiel stehe: „Mein Fokus gilt der Vorbereitung auf die Colts.“ Punkt.
Gut, Belichick ist auch in besseren Zeiten keine Plaudertasche gewesen. Und mit seiner typischen Art hatte der Trainer mehr Erfolg als jeder andere. Seit er in Foxborough das Sagen hat – bei seinem Amtsantritt im Jahr 2000 war Bill Clinton noch US-Präsident – sind in der NFL reihenweise Headcoaches geflogen. Mehr als 160 (!) mussten gehen, allein zehn bei den Cleveland Browns. Dagegen saß Belichick fest im Sattel.
Mit Legende Tom Brady gewann der Trainer einen Super Bowl nach dem nächsten. Als der Quarterback nach Florida zog, um mit den Tampa Bay Buccaneers noch einmal neu anzugreifen kam es bei den Patriots zur Zäsur. Nur einmal gelang nach dem Abschied des Idols der Einzug in die Play-offs, diese endeten 2022 blitzschnell mit einer Klatsche gegen die Buffalo Bills (17:47).
Und derzeit sieht es noch schlimmer aus. 2:7 lautet die Bilanz für den Letzten der AFC East, nur zwei Teams sind schlechter. „Vom Olymp sind wir irgendwo nach unten gefallen“, sagte Sebastian Vollmer unserer Zeitung. Doch: Nach wie vor ist es kaum vorstellbar, dass der schwerreiche Clubboss Robert Kraft Belichick den Laufpass gibt. Ein freiwilliger Rückzug oder eine Trennung im Guten Ende des Jahres ist da schon wahrscheinlicher.
Oliver Bierhoff, ehemals DFB-Geschäftsführer und neuerdings Berater der Patriots, bleibt positiv. „Das ist ja auch ein bisschen der Vorteil vom ganzen System der NFL, dass die Welt nicht untergeht, wenn sportlich auch mal ein schlechtes Jahr da ist“, sagte der 55-Jährige.
Sechsmal hat Belichick, der „knurrige Hund“ (O-Ton Bierhoff), mit dem Klub die Vince Lombardi Trophy geholt. Die siebte ist ein Wunschtraum. Und der Lack etwas ab. sid