Frankfurt/Main – Julian Nagelsmann bleibt mit klaren EM-Signalen auch vor seiner emotionalen Heimpremiere als Bundestrainer für Überraschungen gut und sorgt für eine Werder-Wiedervereinigung bei der Fußball-Nationalmannschaft. Marvin Ducksch darf als nächster unerwarteter Debütant für eines der heiß begehrten 23 EM-Tickets vorspielen und steht somit wieder an der Seite seines ehemaligen Bremer Sturmpartners Niclas Füllkrug.
„Er hat sehr gute Standards, einen guten Torabschluss. Er kennt Fülle sehr, sehr gut, auch das ist sicherlich eine Komponente, die uns helfen kann“, begründete Nagelsmann am Freitag seinen Personal-Schachzug mit Ducksch für die letzten beiden Länderspiele in diesem Jahr.
Ducksch als potenzieller Partner von Dortmunds Füllkrug ist dabei nicht der einzige neue Name im illustren DFB-Zirkel für die Partien gegen die Türkei am 18. November im Berliner Olympiastadion und drei Tage später in Wien gegen Österreich. Auch der Leipziger Torwart Janis Blaswich erhielt einen Anruf von Nagelsmann. Er komplettiert in weiterer Abwesenheit von Manuel Neuer, der von Nagelsmann praktisch ein Comeback-Versprechen für März bekam, das Torwart-Quartett um die aktuelle Stammkraft Marc-André ter Stegen. Nagelsmanns Botschaft: Auch auf gut besetzten Positionen gelten Leistungsprinzip und Formstärke.
Zu Neuer sagte Nagelsmann: „Wir hoffen alle, dass er bis zur nächsten Länderspielpause extrem konstant spielt, dann sehen die Vorzeichen schon wieder ganz anders aus.“ Der 37-jährige Keeper zeigt zwar nach langer Verletzungspause bei Bayern wieder starke Leistungen, ist aber absprachegemäß diesmal noch nicht dabei. „Das war eine gemeinsame Entscheidung. Ich habe mit Manuel einen sehr guten Kontakt über die letzten Monate, er hat mich über jeden kleinen Entwicklungsschritt informiert, selbst, wenn er nur im Kraftraum Fortschritte gemacht hat“, berichtete Nagelsmann. „Wir hatten viele Telefonate, viele WhatsApp-Kontakte, haben uns immer wieder ausgetauscht.“ Letztlich sei es angebracht, Neuer nach seiner Verletzung noch etwas zu schonen.
Dass das Alter seiner Spieler für Nagelsmann zweitrangig ist, belegt auch die Auswahl der Neulinge Ducksch und Blaswich Blaswich ist schon 32, Ducksch 29 Jahre alt. Der Altersschnitt im Kader bleibt mit 28,6 Jahren ungewöhnlich hoch.
Mit seiner Auswahl von gleich 27 Akteuren für den letzten Test-Doppelpack vor der Gruppenauslosung am 2. Dezember in Hamburg stellt Nagelsmann zudem schon die Weichen Richtung Turnier-Ernstfall in sieben Monaten. Einsatzgarantien gibt es dabei ausdrücklich nicht. Nicht dabei ist der Münchner Jamal Musiala (Muskelverletzung).
„Es sind zwei Tests, die wir nutzen wollen und die unter den Vorzeichen Emotionalität stehen und das wird sicherlich gut“, sagte der Bundestrainer. Gerade gegen die Türkei wird im wohl ausverkauften Olympiastadion eine knisternde Stimmung herrschen. Und es wird geräuschintensiv werden. „Das macht den Reiz des Profifußballs aus, dass es nicht leise ist, sondern sehr, sehr laut“, so Nagelsmann. dpa