Landshut – Harold Kreis ist nicht nur ein angesehener Eishockey-Trainer, sondern auch ein Meister des Worts, des plakativen Ausdrucks. Darum fällt ihm auch zu Filip Varejcka etwas Griffiges ein. Die Vorzüge des 22-jährigen Münchners seien: „Geschwindigkeit, Intensität, der Wille, sein schneller und gezielter Schuss.“ Aber: „Man muss das zu einem Laserstrahl bündeln.“
Zuletzt war es so, dass Filip Varejckas Licht ein wenig streute und Bundestrainer Harold Kreis sich entschieden hatte, den Shooting-Star der vergangenen Saison und das Mitglied seines Vizeweltmeister-Teams, für den Deutschland Cup in Landshut nicht zu nominieren. Erst nach einigen Absagen rutschte Varejcka in die Nationalmannschaft. Und statt fünf freier Tage daheim beim EHC Red Bull München erlebte er eine Trainingswoche plus zwei Spiele – und einen persönlichen Aufschwung.
Zunächst: Dass er nicht dabei sein sollte, das hatte Harold Kreis ihm erklärt. „Aber ich behalte es lieber für mich“, so Varejcka. Die Kritik, die der Bundestrainer geäußert haben dürfte, nahm er an: „Das mag ich an Harry: Er redet mit seinen Spielern, egal, ob sie dabei sind oder nicht. Ich habe großen Respekt vor ihm.“
Nun durfte er aber doch mitspielen, die Vereinbarung mit München als Teilnehmer an der Champions Hockey League sah vor, dass er zwei Spiele beim Deutschland Cup bestreiten dürfe. Vor allem das zweite war für ihn interessant: gegen Österreich (5:3). „Ich kenne die Hälfte der Mannschaft persönlich, da wurde auf dem Eis viel geredet.“ Varejcka ist gebürtiger Münchner, sein Ausbildungsweg führte über den EC Bad Tölz in die Red-Bull-Akademie, er spielte auch für Salzburg, ehe er sich im Münchner DEL-Team festetzte. Gegen die alten Freunde gelang ihm da Tor zum 3:2, „ich habe einfach draufgehalten“, beschreibt er den Treffer. Es war erst sein zweiter in dieser Saison – nach einem in der Champions League. Ansonsten waren da „nur Assists“, wie er sagt.
Der Lauf der Playoffs 2023 war dahin. „Die letzte Saison war unglaublich“, blickt er zurück, „ich hatte verdammt viel Spaß, habe in München kurz vor den Playoffs ins Team gefunden, hatte zwei Superspieler neben mir, die mich aufgebaut und hochgezogen haben. Ich hatte das Vertrauen von Don Jackson, unserem Trainer.“ Die Reihe mit den Routiniers Ben Street und Trevor Parkes und der jungen, unbeschwerten Ergänzung Filip Varejcka kam ins Fliegen; sechs Tore schoss Varejcka in den Playoffs – der Erfolg trug ihn in die Nationalmannschaft. „Die WM mit meinen Kumpels in einer Supertruppe und mega viel Spaß – es war einer der schönsten Teile meines Lebens.“
Eine WM-Silbermedaille zu gewinnen, Vizeweltmeister zu sein – was Generationen verwehrt blieb, war ihm vergönnt – ohne dass er es auf dem Plan gehabt hätte. Man muss das auch verarbeiten. Nur wie?
„Mit viel Urlaub“, sagt er und lacht. Im Ernst: „Es fiel mir schwer, wieder in den Alltag reinzukommen. In München hatten wir die Umstellung mit zwei neuen Trainern.“ Toni Söderholm und der ihm assistierende Pekka Kangasalusta übernahmen, sie modifizierten das System, in dem die Mannschaft eingespielt war. „Man muss das Selbstvertrauen wieder aufbauen“, sagt Varejcka, „und bei hundert Prozent sein, um in eine Mannschaft mit vielen großen Namen wie i München reinzukommen“. Und natürlich: „Die Latte liegt nicht niedriger nach den Erfolgen.“
Zu all den Veränderungen kamen Verletzungen. „In Berlin am Knie, da bin ich in die Bande gefallen.“ Und auch wenn die Pause nur eineinhalb Wochen beträgt – „selbst kleine Aussetzer werfen einen aus der Bahn; es ist schwer, zurückzukommen.“
Die Teilnahme am Deutschland Cup, die ihm der Bundestrainer doch noch ermöglichte, war hilfreich für Filip Varejcka. Er durfte auch Unterzahl spielen. „Das bringt zusätzliche Minuten Eiszeit, man bleibt warm und im Spiel.“ Sein Fazit: „Das Turnier war für mich ein großer Schritt nach vorne. Ich werde jetzt versuchen, das in München umzusetzen.“