Grünwald – Genau genommen war es gar kein Zufall, dass die Wahl des Gastgebers am bundesweiten Tag des Kinderturnens ausgerechnet auf den TSV Grünwald fiel. Und so freute sich Bürgermeister Jan Neusiedl besonders, die Veranstaltung miteröffnen zu dürfen, die allein im Münchner Süden über 700 Kinder auf die Matten lockte. Der Verein stelle bereits seit Jahrzehnten die Förderung des athletischen Nachwuchses in den Mittelpunkt. Daher sei es eine „große Ehre“, dass der TSV Grünwald aus zahlreichen Vereinen Deutschlands ausgesucht worden sei, das Hauptevent am vergangenen Sonntag zu veranstalten, sagte Neusiedl zu unserer Zeitung.
Bereits seit 2017 ruft die Initiative „kinder Joy of Moving“ jährlich an einem Wochenende im November Vereine, Kindergärten und Schulen auf, Kinder zum gemeinsamen Turnen einzuladen. Allein in diesem Jahr sei an 650 verschiedenen Orten in ganz Deutschland geturnt worden, ganz unter dem Motto „Zirkus“, so auch in Grünwald. Und so wuselten am Sonntagmorgen schon kurz nach der Eröffnung zahlreiche Nachwuchsturner über den Hallenboden, krabbelten durch den „Feuertunnel“ aus Gymnastikreifen, kletterten über verschiedene Hindernis-Parcours, balancierten in schwindelerregenden Höhen auf Balken oder übten sich in Akrobatik und Jonglage.
So spielerisch der Tag begann, so ernsthaft ist auch sein Hintergrund. Es gebe einen großen Mangel an Nachwuchs, berichtet Andreas Toba (33). Der Kunstturner nahm bereits drei Mal an Olympischen Spielen teil, gilt als einer der erfolgreichsten aktiven Athleten in Deutschland. Beim Tag des Kinderturnens ist er als Botschafter dabei, zeigt Übungen und unterstützt die Kinder an den verschiedenen Stationen. Heutzutage hätten Kinder viel mehr Möglichkeiten, sich zu beschäftigen, erzählt Toba, etwa mit Videospielen. Bewegung sei aber für Kinder sehr sinnvoll, für ihre mentale und körperliche Gesundheit. „Ich finde, jedes Kind sollte irgendwann mal ein bisschen geturnt haben, um seinen Körper kennenzulernen“, so Toba. Ähnlich sieht es auch Turn-Rekordmeisterin Elisabeth Seitz (30). Neben ihr und Toba trainieren auch Lukas Dauser und der EM-Dritte am Pauschenpferd Nils Dunkel mit den Kindern in Grünwald.
Es sei wichtig, den Nachwuchs für den Sport zu motivieren, „weil viele Kinder gar nicht wissen, wie toll es ist, Sport zu treiben“, erzählt Seitz. Es sei aber auch ein Zeichen an Vereine und Übungsleiter, wie groß die Nachfrage doch noch sei.
Bei den Nachwuchsathleten sorgen die Profis auf jeden Fall für große Aufmerksamkeit, viele der Kinder stehen Schlange für Autogramme oder Bilder mit ihren Vorbildern. Ganz im Sinne von Seitz. „Wir wollen helfen“, sagt die 30-Jährige. „Wenn wir solche Aktionstage machen, können die Kinder entdecken, wie toll das ist. Und vielleicht gehen sie dann in die Vereine und turnen dort weiter. Am besten so lange wie ich oder noch länger.“