Orlando – An den ewigen Vergleichen mit Dirk Nowitzki kommt Franz Wagner nicht vorbei. Nach der historischen WM in Asien konnte der Jungstar der Orlando Magic nun aber mal etwas tun, was Nowitzki in seinen 21 glorreichen NBA-Jahren nie vergönnt war: Sich von den Mitspielern in den USA als Weltmeister mit deutschen Essen feiern lassen. „Wir hatten Kartoffelpuffer, Schnitzel, Käsespätzle, Rotkohl. Da war relativ viel dabei“, erzählte Franz Wagner über die von den Orlando Magic organisierte Mahlzeit, bei der die „ganz klassische deutsche Küche“ zelebriert wurde.
Wagner befindet sich in vielerlei Hinsicht auf Nowitzkis Spuren, geht in Florida aber seinen ganz eigenen Weg. An der Seite von Bruder und Mitbewohner Moritz spielt der gebürtige Berliner bei den Magic bereits seine dritte Saison. Der ältere Bruder Moritz ist dabei einer seiner größten Fans. „Stolz? Das juckt mich alles gar nicht. Das ist mein kleiner Bruder, den würde ich so oder so lieben. Ich genieße das sehr, ihm zuzuschauen“, sagte Moritz über Franz. Bei der WM trugen sie ihre Vornamen auf den Trikots – und machten Deutschland sensationell erstmals zum Weltmeister.
Die Wagners ließen es sich nicht nehmen, den Erfolg auch bei der Rückkehr nach Orlando zu zelebrieren. Sie erschienen in Weltmeister-Shirts und grüßten so unter anderem Paolo Banchero, der mit den USA Deutschland im Halbfinale unterlegen war. „Es war cool. Ich glaube, die Jungs haben sich für uns gefreut. Das war cool zu sehen“, beschrieb Franz Wagner.
Der 22-Jährige wirkt gelassen und spricht oft leise, in einer lebhaften Familie mit den seit der WM bekannten Eltern Axel und Beate gilt er als Ruhepol. „Er hat sich eine Nische gebaut in unserer Familie. Er hat sich das angeguckt und hat gedacht, jetzt bin ich mal bisschen ruhiger und denke nach, bevor ich rede“, erzählte Moritz Wagner über den vier Jahre Jüngeren.
Nach zwei Jahren mit vielen Niederlagen wirken die Magic diese Saison erstmals konkurrenzfähig. Siege wie das eindrucksvolle 112:97 über die 2021-Champions von den Milwaukee Bucks mit Starspieler Giannis Antetokounmpo sind demnach kein Zufall. Angeführt von Wagner und Banchero ist der erste Playoff-Einzug seit 2020 möglich. Und dann vielleicht das erste Weiterkommen seit 2010 – Franz Wagner war damals Grundschüler.
Auch Nowitzki landete damals in Dallas bei einem geplagten Club, den er erst aus der Versenkung führte, dann in die Playoffs und noch einmal einige Jahre später zur ersten Meisterschaft. Das alles ist bei Wagner noch weit weg, aber bisher sind die Parallelen nicht zu übersehen.
Bundestrainer Gordon Herbert sagte einmal über das Supertalent: „Als Spieler ist er besser, als ich dachte. Er kann den Status von Dirk Nowitzki erreichen. Er hat sogar schon einen Killer-Instinkt, den Dirk in diesem Alter wohl noch nicht hatte.“ Das war noch vor der WM-Sensation inklusive Gold-Krönung.
Über die Brüder entsteht derzeit ein Doku-Mehrteiler. Die Drehorte: bei der WM im japanischen Okinawa sowie in Manila, den NBA-Städten der USA sowie 2024 bei Olympia in Paris. Weltmeister-Kapitän Dennis Schröder macht kein Geheimnis daraus, wen er als seinen Nachfolger im Nationalteam sieht. „Er wird in den nächsten Jahren in der NBA, aber auch bei der Nationalmannschaft das Gesicht sein“, sagte er über Franz Wagner. dpa