Nagelsmanns DFB-Kader

Erfahrung statt Jugend forscht

von Redaktion

FRANK HELLMANN

Es ist grundsätzlich zu begrüßen, wenn sich das Aushängeschild des deutschen Fußballs nahbar gibt. Es müsste eigentlich viel häufiger möglich sein, dass neben Mitarbeitenden des DFB auch Journalisten und Fans ein vollständiges Training mit Joshua Kimmich, Ilkay Gündogan oder Thomas Müller verfolgen können. Aus nächster Nähe Tempo, Niveau und Qualität der besten deutschen Fußballer zu erleben, beeindruckt schließlich.

Ganz abgesehen davon, wie herausfordernd Julian Nagelsmann mit seinen Co-Trainern – allen voran dem sehr präsenten Sandro Wagner – die Übungen gestaltet. Es steckt beim Training auf jeden Fall viel mehr Inhalt drin als unter Hansi Flick oder Joachim Löw. Von der Bewegungstherapie, die ein Rudi Völler vor zwei Jahrzehnten mit Erich Rutemöller verordnete, mal ganz zu schweigen. Das ist deshalb wichtig, weil Niclas Füllkrug später erklärte, warum heutzutage so viele ältere Spieler in die Nationalelf rücken würden. Es gebe von außen immer mehr Input; stets weitere Hilfestellungen – und deshalb könnten auch Spieler wie er im reifen Alter noch besser werden.

Der 30-Jährige kam vor fast genau einem Jahr im Oman zu seinem Länderspieldebüt, nun ist auch Marvin Ducksch (29) berufen worden. Und auch die weiteren Neulinge Janis Blaswich (32) und Grischa Prömel (28) bringen eine gewisse Erfahrung mit. Wer noch Kevin Behrens (32) dazu nimmt, stellt fest: Viele erleben ihren Karrierehöhepunkt nicht direkt nach der Frühpubertät.

Füllkrugs Stürmer-These: „Wir bekleiden eine Position, auf der man häufiger mit zunehmendem Alter noch besser wird.“ Und dann folge der Satz: „Dass der Bundestrainer nach Leistung aufstellt, ist eine richtige und gute Entscheidung.“ In dieser Aussage steckt die ganze Wahrheit. Nagelsmann hat nur bis Sommer 2024 unterschrieben, sein einziger Auftrag ist es, für die EM ein wettbewerbsfähiges Team zu formen. Ihm ist egal, dass sein Kader im Durchschnitt wieder deutlich über 28 Jahre alt ist. Jamal Musiala und Florian Wirtz, beide 20, sind fast die einzigen jungen Draufgänger. Aber es gibt Profis, die unverständlicherweise zu lange übergangen worden sind. Einer davon ist Pascal Groß (32). Der macht seinen Job nicht nur in England richtig klasse, sondern hat auch zuletzt Länderspiele hingelegt, die weitere Einsätze rechtfertigen.

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