München/Zermatt – Die vergangene Saison würde Kira Weidle wohl am liebsten vergessen. Sie war zumeist geprägt von Enttäuschungen, in ihrem finalen Weltcuprennen stürzte sie dann auch noch. Und doch konnte sie am Ende des Winters lachen. Bei einer Skitour Anfang April in den Tiroler Alpen machte ihr Freund ihr einen Heiratsantrag. Weidle, die ihr Privatleben bislang unter Verschluss gehalten hatte, war verzückt: Umgehend postete sie Bilder auf Instagram.
Die Hochzeit soll im kommenden Jahr stattfinden, bis zum Start dieser Weltcup-Saison, berichtete die beste deutsche Abfahrerin, sollte ihre Planungen dafür weitgehend stehen. Was ganz im Sinne von Andreas Puelacher ist. Er sei schon mal „mit ihr zusammengekracht“ in der Vorbereitung, sagte der Cheftrainer der deutschen Frauen mit einem Schmunzeln. Weidle, signalisierte er damit, sollte doch bitteschön mit dem Kopf auch noch beim Skifahren sein.
Tatsächlich wusste Weidle nur zu gut, dass sie auch sportlich viel zu tun hatte. „Es gab“, bekannte sie vor dem geplanten Saisonauftakt der Abfahrerinnen mit zwei Rennen am Wochenende am Matterhorn, „schon ein paar enttäuschende Tage letztes Jahr.“ Lediglich zwei Mal fuhr die WM-Zweite von 2021 und unglückliche Olympia-Vierte von 2022 auf das Podium, bei der WM im Februar wurde sie 28. im Super-G und Achte in der Abfahrt. Zu wenig für ihre Ansprüche.
Puelacher erklärt, Weidle traue sich im Rennen noch zu wenig zu. Ein Umstand, dem die gebürtige Stuttgarterin und Wahl-Münchnerin bereits seit längerer Zeit durch die Arbeit mit einem Mentaltrainer begegnet. Auch im Sommer sei sie das Thema wieder „relativ gezielt“ angegangen, berichtete sie: „Es ging drum, noch akribischer zu arbeiten, jeden Tag 100 Prozent zu nutzen, ans Limit zu gehen und dieses Limit auszureizen. Das war das Motto für die Vorbereitung.“
Und weil die Vorbereitungen für die Hochzeit und auf die neue Saison nun erst mal abgeschlossen sind, geht Weidle in einen Winter ohne Großereignis auch mit klaren Erwartungen an sich selbst. „Der erste Weltcupsieg“, sagt sie, „ist nach wie vor ganz oben auf meiner Liste“, aber tatsächlich, schiebt sie hinterher, „ist die Kugel ist das große Ziel.“ Kugel heißt: Weidle will den Abfahrtsweltcup gewinnen – sie wäre die erste Deutsche seit Katharina Gutensohn 1990.
Die erste Standortbestimmung hätte es gleich in sich auf der Piste „Gran Becca“ am Matterhorn, wo allerdings noch kein Rennen stattgefunden hat. sid