Triple-Gold-Glanz auf Münchner Eis

von Redaktion

CHL-Gegner Genf kommt mit dem einzigen Finnen, der alle großen Titel gewann

VON GÜNTER KLEIN

München – Im Fußball öffnet sich mit dem Erreichen der Champions League die Tür zu einem Geldspeicher. Im Eishockey ist das nicht der Fall. Das jetzige Königsklassen-Format gibt es erst seit zehn Jahren, Daher fällt die Teilnahme eher in die Kategorie Zuschussgeschäft. 65 000 Euro beträgt das Startgeld, 20 000 kommen als Prämie dazu, wenn man im Achtelfinale steht. Lohnend wird es erst, wenn man die Champions Hockey League (CHL) gewinnt – die Gesamteinkünfte betrügen dann 360 000 Euro.

Der finanzielle Aspekt ist also für eine Organisation wie den EHC Red Bull München nebensächlich. Dort geht es um den eigenen sportlichen Anspruch und die Sichtbarkeit des Firmen-Namens, quasi die kostenlose Werbung fürs Produkt. „In München“, sagt EHC-Stürmer Filip Varejcka, „wird großer Wert auf die Champions League gelegt. Wir wollen sie gewinnen und nicht einfach nur mitspielen.“ Somit steht für den EHC am Mittwoch (19.30 Uhr/Live-Übertragung nur im kostenpflichtigen Stream bei sportdeutschland.tv) eine der wichtigsten Partien der Saison an: Erstes Achtelfinale, Heim-Hinspiel gegen Servette Genf, den Schweizer Meister.

Nein, mit dem bekannten Fußballclub hat Genève-Servette, so die offizielle Bezeichnung, nichts zu tun. Der Eishockeyverein ist eigenständig, er existiert seit 1905. Andere Namen im Schweizer Eishockey sind größer: Bern, Davos, Zug, Ambri-Piotta, Lugano, Kloten, Fribourg, Rapperswil, der Zürcher SC. 1999 wurde Genf zum Bruder des Münchner Eishockeys. Der US-Unternehmer Phil Anschutz gründete die München Barons und übernahm parallel in der zweiten Schweizer Liga Genf. 2002 endete das Anschutz-Investment in München, drei Jahre später das bei Servette Genf, das in dieser Zeit wenigstens den Aufstieg in die Nationalliga A schaffte. Den großen Erfolg gab es aber erst 2023: Meister. „2014, als ich Zürich trainierte, haben wir sie im Finale geschlagen“, erinnert sich der heutige deutsche Bundestrainer Harold Kreis.

Zum dritten Mal und nach achtjähriger Pause nimmt Genf an der CHL teil – und gilt gleich als Mitfavorit. Toni Söderholm, Münchens Trainer, verwundert das nicht. Er ist Finne – und Servette beschäftigt vier seiner Landsleute, die auch die interne Scorerwertung dominieren: Teemu Hartikaninen (33) war ein Topstar in der russischen KHL, Sakari Manninen (31) gewann mit Finnland zwei WM-Titel, Verteidiger Sami Vatanen (32) wurde 2022 Olympiasieger und Weltmeister – und Valtteri Filppula (39) überbietet die anderen noch: Voriges Jahr gewann er bei Olympia und WM, und weil als Erinnerung an über 1200 NHL-Partien auch der Gewinn des Stanley Cup 2008 mit den Detroit Red Wings in seinem Lebenslauf, gehört er nun als einziger Finne dem „Triple Gold Club“ von 30 Eishockey-Größen aus Kanada, Schweden, Russland und Tschechien an, die alle relevanten Titel geholt haben.

Dazu kommt nun noch die Chance auf die CHL. Am 20. Februar wird ein neuer kontinentaler Meister gekrönt; von den bisherigen Gewinnern ist keiner unter den besten 16 vertreten. Tappara Tampere, Europacupsieger von 2023, wurde nur 18. unter den 24 Teilnehmern, die in sechs Spielen erstmals eine gemeinschaftliche Tabelle errechneten.

Genf war Vorrunden-Siebter, der EHC München Zehnter – so kam es zu dieser Paarung im Achtelfinale. Und dazu, dass München zuerst zu Hause antreten muss. Im Fußball wird gerne diskutiert, ob das nicht ein Nachteil ist. Filip Varejcka findet: Auswärts zu starten und dann „aus dem eigenen Bett heraus“ ins entscheidende Match zu gehen, sei besser. „Aber“, so stellt er klar, dass es für den EHC andersherum ist, „soll keine Ausrede für irgendwas sein.“

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