Zwarts zwickt’s am Schambein

von Redaktion

MRT-Check: Stürmer pausiert weiter – Jacobacci ist optimistisch

München – Nachdem Maurizio Jacobacci eine Viertelstunde zur Presse gesprochen hatte, wanderte sein Blick rüber auf den Trainingsplatz, wo ein Rudel von 1860-Profis Überstunden einlegte. Shootout auf das Tor von David Richter – dabei war schon kurze Zeit später das gemeinsame Mittagessen angesetzt. „Wahnsinn, die muss man ja fast vom Platz jagen“, sagte der Trainer, dem gefiel, was er sah. Spieler, die man in ihrem Eifer bremsen muss – es gibt schlechtere Signale für einen Trainer zu Beginn einer neuen Arbeitswoche.

Trotzdem war Jacobaccis Blick nicht frei von Sorgenfalten, als er den Personalstand drei Tage nach dem 3:2-Sieg in Saarbrücken kommentierte. Dass Niklas Lang bis zum Ende der Woche Zeit bekommt, um seine Gehirnerschütterung zu kurieren, war schon vorher klar. Zäher verläuft der Heilungsprozess bei Julian Guttau, den muskuläre Probleme weiterhin zur Untätigkeit zwingen; einen Trainingsversuch am Sonntag musste er abbrechen. Der Dritte im Bunde der Lädierten ist Joel Zwarts. Der Stürmer zeigte sich zwar am Rande der Vormittagseinheit, er trug sogar kurze Hosen, als er kurz am Fangzaun vorbeischaute. Aber: Der Eindruck trügt, denn von allen drei Sorgenkindern ist Zwarts derjenige, der die meiste Geduld aufbringen muss, womöglich sogar: sehr viel Geduld.

Jacobacci sprach das böse Wort gestern einigermaßen gelassen aus: Schambein. Bei Fans mit gutem Gedächtnis schrillen da die Alarmglocken. Marius Willsch musste seine Karriere als Folge einer Schambeinentzündung beenden, zuvor litten auch Tim Linsbichler und die prominenten Ex-Löwen Mölders, Bierofka, Halfar und Aigner unter der Horrorverletzung aller Fußballer. Schlimm ist sie „nicht einmal so sehr, was die Schmerzen angeht“, sagte Willsch während seiner monatelangen Zwangspause: „Da sind Brüche oder Bänderrisse schlimmer.“ Schlimm dagegen sei „die fehlende Prognose“, die Tatsache, dass man nicht sehr viel mehr tun kann, als Ruhe zu geben – was Fußballern überall auf der Welt schwerfällt.

Aber: Noch ist ja gar nicht erwiesen, dass bei Zwarts wirklich das Schambein entzündet ist – oder ob die Verletzung nicht eher im Umkreis dieses kleinen Beckenknochens zu verorten ist. Er habe eine MRT-Untersuchung absolviert, verriet Jacobacci: „Es ist so, dass er im Adduktoren- oder Schambeinbereich etwas spürt. Er muss jetzt zwei Tage ruhen, damit das abklingt – und dann hoffe ich schwer, dass er step by step wieder in ein Pensum reingeht, wo er dann wieder ins Mannschaftstraining reinkommen kann.“ Vorsorglich fügte der Coach hinzu: „Man muss schauen, dass der Schmerz abklingt, denn es ist immer entzündet.“ Aber, sagte er: „Ich bin nicht der Arzt, nicht der Spieler und auch nicht die Physios. Persönlich denke ich, es ist eher eine Adduktorensituation als etwas anderes.“

Für das Totopokal-Spiel in Pipinsried (Samstag, 14 Uhr), das steht fest, wird keiner der drei Patienten eine Rolle spielen. Nicht zum ersten Mal ist Jacobacci froh, einen breiten Kader zur Verfügung zu haben – und sehr froh ist er, dass sich Fynn Lakenmacher zuletzt als würdiger Zwarts-Ersatz präsentierte. Abschlüsse habe er zwar wenig gehabt, sagte der Coach: „Aber er hat gut die Bälle festgenagelt und der Mannschaft die Möglichkeit gegeben, nach vorne zu kommen.“ Ob mit Zwarts als Neuner oder mit Lakenmacher – am Ziel in diesem Wettbewerb wird Jacobacci nicht rütteln: „Wir wollen den Totopokal gewinnen!“ ULI KELLNER

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