München – Zumindest auf den Tribünen waren die Verhältnisse schnell geklärt. Schon eine Stunde vor dem Start war der BMW Park tief in schwarz-weiß getaucht. Durch die Halle donnerte aus ein paar tausend Kehlen die Partizan-Belgrad-Hymne mit dem schmissigen Titel „Dass ich schwarz-weiß liebe, weiß jeder.“
Szenen wie diese hatten sich schon über den Tag weg angedeutet. Schon früh hatten die serbischen Basketballfans die Münchner Innenstadt in Beschlag genommen. Bis hin zum stimmungsvollen Marsch auf die abendliche Spielstätte.
Auf dem Feld drehten die Basketballer des FC Bayern in einem hochklassigen Euroleague-Duell die Geschicke um. Am Ende stand ein 94:85 (53:51). Sieg Nummer drei in einer bislang so wackeligen Startphase dieser Saison. Und mit ihm ein kräftiges Lebenszeichen, der zuletzt mit vier Pleiten in Folge schwer geprügelten Münchner.
Dabei schien sich zunächst eher Schlimmes anzudeuten. Die Bayern – ausgerechnet vor den Augen von Weltmeistertrainer Gordon Herbert ohne die angeschlagenen Weltmeister Isaac Bonga (Leiste) und Andi Obst (Fuß) – zeigten sich beeindruckt. Allein Spielmacher Leandro Bolmaro warf in den Anfangsminuten dreimal den Ball weg. Derlei Missgeschicke waren dem Argentinier zuletzt des Öfteren unterlaufen. Doch Trainer Pablo Laso hatte ihm betont den Rücken gestärkt. „Solche Dinge passieren“, sagte der Spanier, „ich werde keinen einzelnen Spieler an den Pranger stellen.“
Doch die kleinen Fehler rächten sich. Partizan, mit sehr viel Konsequenz in Richtung Korb unterwegs, hatte schnell sieben, acht Punkte zwischen sich und die Gastgeber gelegt. Die sich schwer taten, die eigene Zone so dicht zu halten, wie ihnen das zuletzt meist gelungen war.
So gesehen, dass die Bayern offensiv in ihren Rhythmus fanden. Zehn direkte Korbvorlagen hatte man schon zur Pause in der Statistik stehen. Sicheres Zeichen: Der Ball lief viel, viel besser durch die Münchner Reihen als noch zuletzt in Bonn. Und dann meldete sich ein Mann zu Wort, den die Bayern eigentlich als Vollstrecker aus Istanbul an die Isar geholt hatten – der nach grandioser Vorbereitung bislang aber eher die Gefährlichkeit einer Steinschleuder ausgestrahlt hatte. Carsen Edwards, das US-amerikanische Kraftpaket wirbelte, warf (21 Punkte) und passte auch. Sein Direktanspiel zu Beginn der zweiten Halbzeit über den Partizan-Korb auf die einschwebende Naturerscheinung Serge Ibaka – zum Zungeschnalzen.
Es war der Zeitpunkt, als die Bayern das Geschehen entscheidend in ihre Hände zu nehmen schienen. Bis auf 65:55 zogen sie zeitweilig davon. Stargast Bastian Schweinsteiger durfte sich in Abwesenheit seiner serbischen Frau Ana ausgelassen freuen. Die rund 4000 serbischen Fans schien es eher zu erhitzen. Nicht wenige hatten sich ihrer T-Shirts entledigt.
Partizan kämpfte verbissen. Setzte immer wieder Big-Points. Etwa durch den Brasilianer Bruno Caboclo, der in der Vorsaison schon im Ulmer Trikot der böse Geist für die Bayern war. Drei Minuten vor Schluss verkürzte Caboclo mit seinen Punkten 17 bis 19 auf 81:82, hängte nebenbei Bayerns Defensivwall Ibaka sein fünftes Foul an. Es war der Auftakt einer hochdramatischen Schlussphase. In der die Bayern nicht zuletzt auch dank eines Kraftakts von Sylvain Francisco diesmal das bessere Ende für sich behielten.