Berlin – Von der 2. Bundesliga in die Champions League – und künftig auf getrennten Wegen: Fünf Jahre schrieben Urs Fischer und Union Berlin ein „surreales“ Fußball-Märchen, nun ist die Ära des Schweizer Trainers an der Alten Försterei vorzeitig beendet. Die bis ans Tabellenende der Bundesliga gestürzten Berliner verkündeten am Mittwoch die Trennung von der Club-Ikone und zogen damit die Konsequenzen aus der sportlichen Krise mit 14 Spielen in Folge ohne Sieg.
Wie die Eisernen mitteilten, trafen Klubpräsident Dirk Zingler und Fischer die gemeinsame Entscheidung in einem persönlichen Gespräch am Montagnachmittag. „Gemeinsam sind wir nun zu der Überzeugung gelangt, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, einen anderen Weg einzuschlagen“, sagte Zingler.
Für ihn und die gesamte Union-Familie sei das „ein sehr trauriger Moment“, sagte Zingler, „es tut weh, dass es uns nicht gelungen ist, den Negativlauf der letzten Wochen zu durchbrechen.“
Fischer war zuletzt stets um Zuversicht bemüht gewesen. Nach dem Teilerfolg in der Champions League bei der SSC Neapel (1:1) wirkte der 57-Jährige wie der gesamte Club erleichtert. Vier Tage später folgte beim Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen (0:4) aber der nächste Tiefschlag.
Die Entscheidung, die Zusammenarbeit zu beenden, trägt Fischer mit. Es fühle sich „richtig an, wenn jetzt eine Veränderung passiert: Manchmal hilft einer Mannschaft eben doch ein anderes Gesicht, eine andere Art der Ansprache, um eine Entwicklung auszulösen“, sagte Fischer.
Als Interimstrainer wird vorerst Unions U19-Trainer Marco Grote die Mannschaft betreuen. Ungewöhnlich für die Bundesliga: In Marie-Louise Eta assistiert ihm eine Frau. Ob die 32-Jährige am 25. November gegen den FC Augsburg auf der Bank des Schlusslichts sitzen wird, ist aber offen. Dass Union in den kommenden zehn Tagen einen neuen Cheftrainer findet, der seinen eigenen Stab mitbringt, ist alles andere als ausgeschlossen. Im Juli stieß Eta zu den Köpenickern, davor war sie beim DFB in verschiedenen U-Mannschaften Teil des Trainerstabs. Den Anfang nahm ihre Trainerin-Laufbahn bei der männlichen U15 von Werder Bremen. Für Werder hatte Eta als Spielerin die meisten Partien ihrer Karriere absolviert. Ende Februar 2022 ergatterte sie einen Platz im Pro-Lizenz-Kurs des DFB.
Ein Gefühlschaos dürfte es im Hause Eta geben: Erst am Montag hatte sich der Regionalligist Weiche Flensburg nach einem ernüchternden Saison-Start von Benjamin Eta getrennt. Zwei Tage später steht dessen Frau Marie-Louise in den Schlagzeilen.