München – Fünf freie Tage hatte es beim EHC Red Bull München gegeben, Maxi Kastner nutzte sie für eine schnelle Reise nach Dubai. Andere Klimazone, leichter Zeitunterschied – dennoch: „Die Abwechslung hat mir gutgetan, ich habe den Kopf freigekriegt – dafür war die Woche auch da.“ Es war auch die letzte Gelegenheit, bevor der Eishockeybetrieb nun richtig Fahrt aufnimmt. Gelingt es dem EHC, sich in der Champions Hockey League für das Viertelfinale zu qualifizieren, dessen Termine der 5./6. und 12. Dezember sind, bleibt er bis nach Dreikönig nur zweimal von Dienstags- oder Mittwochs-Spieltagen verschont. In München hat es eine gewisse Tradition, dass die Weihnachtsfeier der Mannschaft irgendwann Ende Januar untergebracht wird.
Einerseits kommt auf den EHC nun eine strapaziöse Phase zu, andererseits gibt Maxi Kastner eine Stimmungslage aus dem Kader wieder, die besagt: „Ist ja auch was Schönes. Die meisten spielen lieber, als dass sie trainieren.“ Und: Es ist nach der Unterbrechung wegen der Länderspiele – nominiert worden waren für den Deutschland Cup vom EHC nur Yasin Ehliz. Maxi Daubner, Filip Varejcka und für die U 20 Veit Oswald und Jakob Weber (die erkältet zurückkehrten) – auch gut wieder losgegangen. Am Mittwochabend gewannen die Münchner das Achtelfinal-Hinspiel in der CHL gegen den Schweizer Meister Servette Genf mit 3:2 (2:0, 0:0, 1:2) – und Trainer Toni Söderholm hatte Anlass, von „guten sechzig Minuten“ zu sprechen.
Was positiv war: „Wir haben den Zug zum Tor gesucht und gefunden und uns am Anfang dafür auch belohnt“, bezog Maxi Kastner sich auf die 2:0-Führung nach sechs Minuten. „Wir hatten ein gutes Video“, erzählte er aus der Spielvorbereitung, „wir haben einige Einzelspieler von Genf angeschaut, die Schlüsselspieler sein können – und sie zum großen Teil weggenommen.“ Allerdings: Das Endergebnis von 3:2 erfüllt nicht die Kriterien für eine hervorragende Ausgangslage, denn am kommenden Mittwoch muss Servette (Söderholm: „Eine heimstarke Mannschaft“) mit nur einem Tor Differenz gewinnen, um eine Verlängerung zu erzwingen, bei einem deutlicheren Erfolg der Schweizer wäre die Champions-League-Saison für München um. Weil Genfs zweites Tor in vorletzter Minute fiel „und es unnötig war, aus einem kleinen Fehler von uns beim Wechseln heraus“, so Kastner, war die Stimmung in der Kabine „ein bisschen bedrückt“.
Ein Stimmungsheber war jedoch die Art und Weise, wie die Münchner zu ihren Toren kamen. Sie erinnerte an die erfolgreichen Jahre unter Don Jackson, dessen Credo ein unnachgiebiges Forechecking war, das den Gegner unter Druck setzte und zu Fehlern verleitete. Der Trainer-Nachfolger will und soll den Spielstil des EHC leicht verändern, zuletzt allerdings wurden die Schrauben in Richtung des vertrauten Systems gedreht. Aus dem Forecheck des Gegners sind „unsere ersten beiden Tore gefallen und auch das dritte“, resümiert Kastner, und er klingt, als hätte die Mannschaft nun wieder ihre Betriebstemperatur gefunden.
Ob dem so ist, wird man bereits am heutigen Freitag (19.30 Uhr) sehen. Der ERC Ingolstadt kommt nach München, der vorjährige Final-Kontrahent, der den EHC vor ein paar Wochen beim ersten Wiedersehen 2:0 schlug. Söderholm war damals komplett unzufrieden. „Ich kann mich an das Spiel nicht erinnern“, sagt Kastner. Dubai hat die Niederlagen gelöscht.