Der 5-Punkte-Plan von Nagelsmann

von Redaktion

Bundestrainer hat vor der Europameisterschaft wenig Zeit für taktische Neuerungen

VON VINZENT TSCHIRPKE

München – Julian Nagelsmann hat es nicht leicht. Einerseits muss der Trainer dafür sorgen, dass vor der EM endlich wieder Euphorie aufkommt. Das bedeutet: so viele Siege wie möglich, am besten mit der Elf, die auch beim Auftaktspiel am 14. Juni 2024 auf dem Platz steht. Auf der anderen Seite will der Coach den eingeschlafenen Kader endlich wachrütteln. Dafür hat er einige Neulinge nominiert und muss schwierige Entscheidungen treffen. Unsere Zeitung klärt auf, was dahintersteckt – und wie Nagelsmann zur EM plant.

Die Bayern-Achse: Dass Nagelsmann gute Beziehungen zu seinen ehemaligen Bayernstars pflegt, ist kein Geheimnis. Trotzdem haben manche unter ihm einen schweren Stand. Serge Gnabry liefert beim DFB eigentlich konstant ab, das Problem: Für den Offensivspieler ist kein Platz. Stand jetzt sind Leroy Sané, Jamal Musiala, Florian Wirtz und Niclas Füllkrug gesetzt. Thomas Müller kann bestenfalls auf Joker-Einsätze hoffen, auch für Leon Goretzka wird es eng – Entscheidungen, die für den Ex-Bayerntrainer schwer zu kommunizieren sind.

Die Torwartfrage: Aktuell ist klar, dass Marc-André ter Stegen die Nummer eins hat – aber wie lange noch? Manuel Neuer drängt auf die Rückkehr ins DFB-Tor, spätestens im Frühjahr steht eine Entscheidung der Dimension Kahn/Lehmann an. Besonders pikant: Bis dahin muss der Trainer nicht nur seine Nummer eins finden, sondern womöglich auch eine Nummer zwei. Schließlich ist nicht sicher, ob sich einer der zwei Torwart-Granden wie Kahn 2006 auf die Bank setzt. Die Nominierung von Janis Blaswich spricht jedenfalls dafür, dass Nagelsmann für beide Positionen hinter Neuer/ter Stegen Alternativen testet.

Die Neulinge: Neben Blaswich sind ebenfalls Marvin Duksch und Grischa Prömel neu dabei. Letzterer ist als Ersatz für Felix Nmecha angereist, er und Nmecha dürften bestenfalls als Kaderspieler auf einen Platz hoffen. Bei Duksch stellt sich eher die Frage, wie Nagelsmann mit ihm plant. Der Coach spielt gerne mit einer Doppelspitze, trotzdem werden „die hässlichen Vögel“ wohl kaum von Beginn auflaufen. Duksch könnte durch seine Verbindung zu Fülle aber zur ersten Wechseloption werden – und damit Kai Havertz endgültig aufs Abstellgleis schieben.

Die Außenverteidiger: Nagelsmann hat sich festgelegt: Kimmich spielt auf der Doppelsechs, Kapitän Gündogan ist ohnehin gesetzt. Das bedeutet, dass beide Außenverteidiger-Positionen zu vergeben sind. Aktuell hat Gosens links die Nase vorn, Raum wäre sein erster Vertreter. Rechts streiten sich Süle und Tah.

Die Taktik: Durch die gesetzten vier Offensivspieler und die klare Doppelsechs muss Nagelsmann hinten auf eine Viererkette bauen. Im Verein ließ der Trainer aber gerne eine Dreierkette auflaufen – durch die gelernten IVs Tah/Süle hinten rechts und den schnellen Gosens links deutet sich an, dass er bei eigenem Ballbesitz den Linksverteidiger nach vorne zieht und somit auf eine Dreierkette umstellt. Das Problem: Er muss abschätzen, wie viele taktische Änderungen sein Team in den wenigen Einheiten verträgt.

Kimmich bleibt im Mittelfeld

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