München – Tief in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zog Katharina Naschenweng von der Strafraumgrenze ab. Wie im Flipperautomat wurde der Ball zweimal abgefälscht und landete im Tor. So ein Schuss geht nicht jeden Tag rein, dazu fiel das 2:0 zum perfekten Zeitpunkt. Im Stadion auf dem Bayern-Campus machte sich das Gefühl breit, dass für die Frauen des FC Bayern beim Champions-League-Auftakt gegen die AS Rom nicht mehr wirklich etwas schiefgehen kann.
Doch es kam anders. Roms Torhüterin Camelia Ceasar verhinderte nach der Pause gegen Jovana Damnjanovic das dritte Tor, wenig später führte ein Ballverlust im Spielaufbau zum Anschlusstreffer von Rom. Die bis dahin spielerisch dominierenden Bayern-Frauen verloren ihre Linie und ließen sich auf einen Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten ein, was in der Nachspielzeit mit dem Treffer zum 2:2 für die AS Rom bestraft wurde. „Wir haben einen Punkt geholt. Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass das nicht enttäuschend ist“, sagte Trainer Alexander Straus, der so niedergeschlagen wirkte wie vielleicht noch nie in seiner eineinhalb Jahre andauernden Amtszeit.
„Manchmal machen wir es uns selbst schwer. Wir müssen als Mannschaft reifen. Bei dem Prozess, von dem ich immer wieder spreche, geht es auch um Reife“, erklärte der Norweger weiter. Vermutlich war Straus, der höchsten Wert auf Spielkontrolle legt, auch deshalb so enttäuscht, weil seine Mannschaft das Spitzenspiel in der Bundesliga gegen Wolfsburg vor knapp zwei Wochen nach dem gleichen Muster unnötig spannend gemacht hatte.
„Das ist etwas, wo wir besser werden können“, bemängelte auch Vize-Kapitänin Sarah Zadrazil: „Ein Gegentor bedeutet nicht gleich, dass wir die Kontrolle über das Spiel verlieren müssen. Das war gegen Wolfsburg schon ähnlich. Wir sind gut im Spiel, dann fällt das 2:1. Das kann passieren. Aber wir dürfen dann nicht so hektisch werden und müssen unser Spiel durchziehen. Wir kommen über den stabilen Ballbesitz, das ist uns dann nicht mehr gelungen.“ Auf der positiven Seite können die Bayern-Frauen Top-Teams spielerisch dominieren, allerdings fehlt offensichtlich noch die Abgeklärtheit einer echten Spitzenmannschaft, Rückschläge wegzustecken und die Spiele nach Hause zu bringen.
In der „Todesgruppe“ C mit Paris Saint-Germain, Rom und Ajax Amsterdam stehen die Bayern-Frauen nun schon ein wenig unter Druck. Am kommenden Donnerstag steht das schwere Auswärtsspiel in Paris an, das Rückspiel in Rom müssen die Bayern-Frauen gewinnen. „Es ist noch alles drin, wir haben es in der eigenen Hand“, sagte Sydney Lohmann. Das Spiel in Rom wird am 24. Januar angepfiffen. Es bleibt also noch viel Zeit, um als Mannschaft weiter zu reifen.
CHRISTIAN STÜWE
Wilder Schlagabtausch