München – Linus Straßer redet nicht lange um den heißen Brei herum. „Ich hatte einfach keine Lust mehr“, sagt der beste deutsche Slalom-Fahrer über die Zeit nach der verkorksten WM im Februar, „das kann ich ganz offen und ehrlich zugeben.“
Nach zwei dritten und zwei vierten Plätzen im Weltcup war Straßer als Mitfavorit zu den Titelkämpfen gefahren. Doch schon das Parallel-Rennen verlief enttäuschend – Platz 14. Im Slalom hatte er die erhoffte Medaille als Vierter nach dem ersten Durchgang dann klar vor Augen, stürzte aber ab auf Rang neun.
„Das hing mir schon nach“, sagt Straßer, „das war hart und hat lange gedauert.“ Ihm war das Skifahren gründlich vergangen – und nicht nur das. „Ich hatte keinen Bock mehr zu trainieren, auch nicht im Sommer“, gibt er zu.
Seine Lustlosigkeit, erklärt der Münchner, war aber nicht nur Ergebnis der WM-Enttäuschungen. Vor rund elf Monaten habe sich sein Leben „grundlegend verändert“, erklärt der 31-Jährige. Damals wurde er erstmals Vater, nach der Saison schlug diese Erfahrung voll durch – und beförderte Straßer in ein Loch.
„Wenn du Papa wirst – das ist eines der schönsten Dinge der Welt“, sagt Cheftrainer Christian Schwaiger, „aber das verändert auch deine Freiheit als Sportler, du hast mehr Verantwortung, musst deine Frau unterstützen. Das musst du alles erst mal auf die Schiene bringen.“ Straßer brauchte Zeit – und fand einen Kniff, um wieder in die Spur zu kommen. sid