Die Roten als warnendes Beispiel

von Redaktion

Jacobacci: „Wir wollen in Pipinsried nicht das Gleiche erleben wie Bayern in Saarbrücken“

VON ULI KELLNER

München – Marco Hiller erinnert sich noch gut an die Spontanparty, die sich anschloss, als die Löwen 2018 in Pipinsried ihre Regionalliga-Meisterschaft perfekt gemacht hatten. Die Stimmung sei ausgelassen bis rauschhaft gewesen, sogar bei Trainer Daniel Bierofka, von dem „tonnenschwerer Druck“ abgefallen sei. Keiner habe wirklich geglaubt, dass man in der anschließenden Relegation gegen Saarbrücken eine Chance haben würde. Daher: Leinen los – Party bis zum Abwinken! Auch Phillipp Steinhart war damals schon dabei. Für den Rest der aktuellen Mannschaft ist alles Neuland, was Langzeitlöwen mit dem Namen Pipinsried verknüpfen, der schöne kleine Platz, das nette Dorf. Am Samstag kommt es zum Revival (13.40 Uhr), diesmal im Totopokal – bei trübem Novemberwetter, was keinen Einfluss hat auf den zu erwartenden Ansturm der Fans.

Maurizio Jacobacci war 2018 noch Trainer des FC Sion in der Schweiz. Er kennt die Geschichten von damals, klang am Freitag aber nicht so, als wäre er anfällig für nostalgische Verklärungen. „Mein Augenmerk gilt der mittelbaren Zukunft – nicht dem, was gewesen ist“, sagte er beim Pressetermin vor dem Pipinsried-Hit 2.0: „Ich weiß schon, was damals vor sich gegangen ist. Wir werden morgen aber auch vor 2500 Leuten spielen und wollen ihnen eine Freude bereiten.“ Mit gebotener Ernsthaftigkeit werde man das Viertelfinalspiel beim Regionalliga-Absteiger angehen. Das sei auch sein „Ansatz“ gewesen in der zurückliegenden Trainingswoche.

Doch nicht nur der FCP, auch der TSV 1860 hat am ursprünglichen Bayernliga-Spieltermin der zweiten Mannschaft (auf 2. Dezember verschoben) eine Reihe von Ausfällen zu beklagen. Neben dem Trio der Sorgenkinder – Guttau, Lang und Zwarts – werde auch Morris Schröter nicht dabei sein. Der zweimalige Torschütze von Saarbrücken musste am Donnerstag das Training abbrechen und wird als Vorsichtsmaßnahme in München bleiben, Kapitän Jesper Verlaat zudem aus Gründen der Schonung. Aber, betonte Jacobacci: „Ich weiß schon, dass der Totopokal für uns eine sehr wichtige Sache ist. Wir wollen ihn gewinnen und nicht das Gleiche erleben wie der FC Bayern in Saarbrücken.“ Zur Erinnerung, und welcher Löwe würde sich nicht gerne daran erinnern? Ehe 1860 in Saarbrücken aufkreuzte und mit 3:2 siegte, flogen die Roten im Ludwigspark unrühmlich aus dem DFB-Pokal (nach einem 1:2). Jacobacci weiß: Eine Pleite bei einem zwei Klassen tiefer spielenden Gegner – die würde vieles von dem kaputt machen, was sich sein Team zuletzt mit beherzten Auftritten aufgebaut hat.

Für den 1860-Coach steht fest, dass alles andere als ein klarer Sieg in Pipinsried kontraproduktiv wäre. Nicht mal den regendurchtränkten Platz würde er als Ausrede gelten lassen. „Wir haben ein Team, das im Aufbau steht, das sich entwickelt. Hier soll etwas Neues wachsen. Was war, hat keine Bedeutung mehr, siehe Urs Fischer.“ Und siehe 2018. Eine Pipinsried-Erinnerung reicht im Löwen-Kosmos: Wenn die Fans am Montag noch über das kleine Dorf reden, muss am Samstag etwas schiefgelaufen sein.

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