Kiel – Nun also auch in Europa: Mit 18:27 kamen die Handballer des THW Kiel in der Champions League gegen das dänische Aalborg unter die Räder. Ausgerechnet vor dem Bundesliga-Topduell mit den noch ungeschlagenen Füchse Berlin am Sonntag (14.05 Uhr/NDR/RBB/Dyn) steckt der Rekordmeister in einer sportlichen Krise.
Und nun platzte dem ersten Star der Kragen. Hendrik Pekeler setzte nach dem Debakel zum Rundumschlag an. „Jeder muss sich jetzt die Grundsatzfrage stellen: Will er erfolgreich sein oder will er ein bisschen hier und da spielen? Dann kann er gehen!“ Gegenüber der Offensive wurde der 32-Jährige noch deutlicher: „In der Abwehr stehen wir gut, machen gut unseren Job. Vorne haben wir halt keine Männer, Kinder haben wir da. Wenn du dich nicht traust, aufs Tor zu gehen, Tore zu werfen und eine gewisse Ausstrahlung zu haben – dann wirfst du halt nur sechs Tore in einer Halbzeit.“
Der Abgang des Weltklasse-Keepers Landin und von Rückraumstar Sander Sagosen im Sommer hat an der Förde tiefere Spuren hinterlassen. Der bisherige Saisonverlauf gleicht einer Achterbahnfahrt. „Wir sind in der Lage, jede Mannschaft zu schlagen. Aber wir sind nicht so stabil, die nötige Leistung an jedem Tag abzurufen.“, räumte Trainer Filip Jicha ein. Auch dafür hatte Pekeler einen deftigen Spruch parat: „Wollen wir das neue Scheiß-Melsungen sein?“ Für diese Wortwahl entschuldigte er sich am Freitag allerdings. „Einen anderen Club in meine Enttäuschung nach dem Spiel hineinzuziehen war überhaupt nicht in Ordnung“, sagte er – er habe sich auch persönlich bei Melsungens Spieler Michael Allendorf entschuldigt. Hintergrund: Die MT gab in den letzten Jahren viel aus für wenig Ertrag.
Für Berlins Sportvorstand Stefan Kretzschmar kommt Kiels Krise nicht überraschend. „Es gibt auf der Welt nur eine Handvoll Spieler, die die Kultur einer Mannschaft verändern. Landin und Sagosen waren Eckpfeiler. Kiel hat momentan niemanden, auf den in schwierigen Phasen Verlass ist“, analysierte er. Schlusswort Pekeler: „So kann es nicht weitergehen.“