München – So entspannt hatte man Uli Hoeneß im BMW Park länger nicht gesehen. Der Ehrenpräsident des FC Bayern stellte sich den Fans lächelnd zu Selfies am Spielfeldrand. Streute nebenbei den Handshake mit Devin Booker ein. Hoeneß hatte ja auch einigen Grund zu guter Laune. Und das war nicht nur das souveräne 92:84 über die Riesen Ludwigsburg.
„In den letzten drei Spielen hat sich die Mannschaft sehr gefangen“, sagte er unserer Zeitung mit Blick auf die drei starken Auftritte gegen Partizan Belgrad, in Kaunas und nun gegen Ludwigsburg. Worte, die auch eine gewisse Erleichterung verraten.
Und in der Tat: Das Auf und Ab seines Herzensprojektes in den ersten Saisonwochen hat der 71-Jährige durchaus mit Sorge beobachtet. Mit dem Tiefpunkt der 59:98-Abfuhr beim FC Barcelona. „Bei dieser Klatsche“, sagte Hoeneß, „bin ich schon unruhig geworden.“ Auch wenn ein gewisses Knirschen bei den Bayern natürlich einkalkuliert war. Vieles ist neu in dieser Saison. Neuer Trainer, viele neue Spieler. Das Resultat: „Wir haben viele sehr gute Individualisten, aber noch keine eingespielte Mannschaft. Aber man darf nicht ungeduldig sein.“ Dass diese Anfangsphase der Saison auch schon von diversen Verletzungsproblemen begleitet war, hat den Entwicklungsprozess nicht unbedingt erleichtert. Besserung immerhin ist in Sicht. Selbst der dauerverletzte Kapitän Vladimir Lucic rechnet mit einer Rückkehr ins Team in den nächsten drei Wochen. Weltmeister Andi Obst könnte nach seinen Fußproblemen vielleicht schon am Donnerstag bei ASVEL Villeurbanne wieder eingreifen.
Wobei Hoeneß seine Bayern trotz aller Freude über den WM-Coup („Ich bin im Wohnzimmer herumgesprungen“) auch „als Leidtragende“ der guten Tat von Manila sieht. „Die haben natürlich eine intensive Zeit hinter sich und danach auch praktisch keinen Urlaub gehabt“, sagte er, „die Verletzungen und dass ein Andi Obst im Moment so wenige Dreier trifft, das kommt natürlich nicht von ungefähr.“ Für Hoeneß überhaupt eine der großen spielerischen Achillesfersen des Bayern-Teams: „Bei den Distanzwürfen müssen wir uns klar verbessern“, sagte er, „gegen die starken Gegner gewinnst du nichts, wenn du keine Dreier hast.“
Doch die kleinen Sorgen des Bayern-Patrons weichen. Und das hat viel mit Pablo Laso zu tun. „Der Trainer macht einen guten Eindruck“, sagte Hoeneß, „er macht hervorragende Arbeit.“ Nun allerdings müssen auch Resultate her. In Europa, aber vor allem auch in der Bundesliga. „Wir haben uns vorgenommen, in diesem Jahr Meister zu werden“, betonte Hoeneß, „und da sind die Ergebnisse bis jetzt nicht genug.“ Wobei der Ehrenpräsident mit Genugtuung feststellt, dass Basketball bei der Fangemeinde schon jetzt angesagt ist. Die letzten Heimspiele waren allesamt ausverkauft. Das mag ein bisschen am WM-Boom liegen.
Doch Uli Hoeneß sieht auch einen generellen Trend: „Gerade in Zeiten, in denen es viele Probleme gibt, ist der Sport etwas, das man sich leistet, um Spaß zu haben.“ So wie er ihn auch selbst am Sonntag wieder hatte.