Harter Herbst für Choupo-Moting

von Redaktion

Trainingsklamotte statt Nationaldress – und womöglich ein Winterwechsel

München – 20 Grad Celsius zeigte das Thermometer gestern Abend in Benina, als die Partie zwischen Lybien und Kamerun im „Martyrs Stadium“ angepfiffen wurde. Für Eric Maxim Choupo-Moting aber war dieser Hauch von Frühling weit weg. Während die Nationalmannschaftskollegen um Punkte in der WM-Qualifikation kämpfen, ist der 34-Jährige mehr als 2000 Kilometer weiter nördlich im kalten Münchner Herbst ganz mit sich selbst beschäftigt. In seinem Kopf: das Auswärtsspiel des FC Bayern am Freitag (20.30 Uhr) beim 1. FC Köln – und all das, was im Winter passieren könnte.

An der Säbener Straße wurden gestern sieben Grad Celsius gemessen, als Thomas Tuchel seine Rumpftruppe zum zweiten Training der Woche bat. Neben den beiden Torhütern Manuel Neuer und Sven Ulreich sind Bouna Sarr und eben Choupo-Moting fester Bestandteil der Abstellperioden-Trainingsgruppe – und für Letztgenannten ist die Situation eher ungewohnt. Während Choupo-Moting Nationaltrainer Rigobert Song schon für die beiden Freundschaftsspiele gegen Russland und den Senegal im Oktober hatte absagen müssen, wurde er diesmal für die WM-Qualifikation gegen Mauritius und Lybien nicht nominiert. Da geht es ihm zwar nicht anders als anderen Leistungsträgern – und beim Afrika-Cup ab Mitte Januar soll der Bayern-Stürmer auch wieder dabei sein –, trotzdem macht es Choupo-Moting freilich keinen Spaß, wenn andere die Farben seines Heimatlandes vertreten und er zum Zuschauen verdammt ist. Zumal er seit den drei WM-Einsätzen vor rund einem Jahr genau ein einziges Mal für Kamerun aufgelaufen ist. Ansonsten: verletzt oder nicht dabei.

In gewisser Weise erinnert die Situation des Torjägers da an jene im Bayern-Trikot, wo er Ende 2022 rosige Zeiten erlebte – und sich jetzt durch einen harten Herbst kämpfen muss. Denn die Hoffnungen, die Choupo-Moting in Tuchel gesetzt hatte, haben sich für ihn persönlich nicht bewahrheitet. Bereits zum dritten Mal trifft das Spieler-Trainer-Gespann in München aufeinander; während Tuchel in Mainz und Paris aber voll auf „Choupo“ gesetzt hat, ist der Mann, der im vergangenen Jahr noch als optimaler Lewandowski-Ersatz bezeichnet wurde, inzwischen dritte Wahl. Hinter Superstar Harry Kane und dem Hochbegabten Mathys Tel stehen für Choupo-Moting aus der laufenden Hinrunde gerade mal 356 Spielminuten zubuche. Bereits eingerechnet: Die zwei Pokaleinsätze – also auch die 90 Minuten beim Zweitrunden-Aus in Saarbrücken.

Weit weg wirken jene Zeiten, in den Choupo-Moting im Vorjahr in bestechender Form war und zeitweise alle 75 Minuten traf. Damals reihte er sich in der Top-Torjägerliste Europas auf Platz zwei hinter Erling Haaland ein, heuer liegt er im Bayern-Team mit zwei Bundesliga-Treffern nur auf Platz fünf. Die Hoffnung, im roten Dress noch einmal einen richtigen Lauf zu starten, ist gering. Das liegt nicht an „Choupos“ Fähigkeiten, sondern der Kaderkonstellation, die auch den Verantwortlichen um Sportdirektor Christoph Freund nicht entgangen ist. Intern hat man sich darauf verständigt, Choupo-Moting keine Steine in den Weg zu legen, sollte sich im Winter ein Käufer finden. Gut möglich also, dass er den nächsten Frühling nicht mehr in München erleben wird, sondern ganz woanders. HANNA RAIF, PHILIPP KESSLER

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