Die EURO und die Lostöpfe

Lahms Route – und Müllers Gefühl

von Redaktion

HANNA RAIF

Am spannendsten wird dieser 2. Dezember für Philipp Lahm werden, denn der Turnierdirektor hat Einiges vor. Jeden der 24 EURO-Teilnehmer will er live im Stadion gesehen haben, dazu mindestens ein Mal für ein Spiel in jedem der zehn EM-Stadien gewesen sein. Die Reiseroute muss da gut durchdacht sein, der Zeitplan minutiös getaktet. Und es dürfte sich auch nicht vermeiden lassen, dass der 40-Jährige in diesen vier Turnierwochen trotz aller Nachhaltigkeitsbemühungen rund um das Großereignis das eine oder andere Flugzeug besteigen wird. Nur den Helikopter, den Franz Beckenbauer seinerzeit bemühte, wird Lahm definitiv auslassen. Nicht sein Ding, sagt er. Ansonsten: alles möglich. Wie für die DFB-Elf?

Keine zwei Wochen sind es mehr, bis Lahm sich an die Details seiner Sommerplanung setzen kann – und die qualifizierten Teams an ihre. Weil die vier Lostöpfe, die an jenem Samstag in der Hamburger Elbphilharmonie aufgestellt werden, aber in dieser finalen Qualifikationswoche klare Konturen angenommen haben, lohnt sich der Blick in die Glaskugel schon jetzt. Da fallen Begriffe wie Hammergruppe und Losglück, vermeintlich kleine mit vermeintlich großen Gegnern verglichen. Und aller Beteuerungen zum Trotz (Klassiker: „Müssen jeden schlagen!“) der Blick doch mal auf die einzelnen Gruppen gelegt. Auch dem Team von Julian Nagelsmann ist somit nicht entgangen, dass eine – Achtung! – Kracher-Auslosung mit den Gegnern Italien, Niederlande und Türkei droht. Aber auch eine Konstellation mit Albanien, Slowenien und Serbien möglich ist.

Die Vergangenheit lehrt . . . – Moment, was lehrt die Vergangenheit überhaupt? Um genau zu sein: dass die deutsche Nationalmannschaft bei den letzten Turnieren mit keiner Gruppe gut umgehen konnte. Im vorigen Winter läutete eine WM-Niederlage gegen Japan (1:2) das Vorrunden-Aus ein, das man beim kontinentalen Turnier im Jahr zuvor beim 2:2 gegen Ungarn gerade noch vermeiden konnte. Schlimmer nur der Tiefpunkt 2018, als Mexiko (0:1), Schweden (1:1) und Südkorea (0:2) den K.o. vor den K.o.-Spielen besiegelten. Zuletzt marschierte man 2016 durch eine Gruppe: Sieben Punkte gegen die Ukraine, Polen und Nordirland. Endstation Halbfinale.

Vielleicht sollte man Thomas Müller als einzig verlässlichem Maßstab vertrauen. Der nämlich twitterte nach der Auslosung vor acht Jahren: „Zufrieden mit der Gruppe!“ Für sein letztes Turnier wünscht man ihm – auch wenn man sich seit gestern fragt: woher? – ein ähnlich gutes Gefühl. Denn 2026 wird er eher mit Lahm im Flieger sitzen als auf dem Platz zu stehen.

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