Unruhe bei den Derbyrivalen

von Redaktion

Bei Haching klemmt es mal wieder finanziell, bei 1860 trübt das Totopokal-Aus die Stimmung

VON ULI KELLNER

München – Auf dem Papier ist es eine klare Angelegenheit. Von sechs Drittliga-Duellen zwischen dem TSV 1860 und der SpVgg Unterhaching gewannen die Löwen fünf – bei einer Punkteteilung. Für Haching sprechen am Samstag der bessere Tabellenplatz und die beachtliche defensive Stabilität des Aufsteigers (drittbeste Abwehr, erst drei Niederlagen – wie Dresden). Allerdings: Die Vorstädter haben neue Sorgen. Finanziell klemmt es – und auch, was die erhoffte Trainerlizenz angeht. Unruhe gibt es allerdings auch bei den Löwen, die weiterhin keinen Sportchef haben, intern zerstritten sind und mit der Häme nach dem Totopokal-Aus in Pipinsried leben müssen. Kulttrainer Werner Lorant, der gestern 75 wurde, lästerte: „Gegen Pipinsried haben wir früher maximal Freundschaftsspiele bestritten.“ Unser Stimmungscheck vier Tage vor dem S-Bahn-Derby (Samstag, 14 Uhr, live im BR und bei MagentaSport).

Schauplatz Haching

Aus Spielerkreisen ist zu hören, dass Haching mal wieder klamm ist, dass seit Oktober keine Gehälter mehr gezahlt wurden. Kennt man ja aus dem Frühjahr, damals bat die säumige SpVgg ihre Belegschaft per Mail um Verständnis für eine „sehr angespannte Liquiditätssituation“. Wie tief ist das Finanzloch diesmal? Auf Nachfrage unserer Zeitung gibt Manni Schwabl zu, dass die Gehälter für den Oktober „teilweise rückständig“ seien, wie im März sieht der Präsident aber kein Drama-Potenzial. „Wir warten auf eine paar Zahlungen. Ich kann sie nicht herzaubern“, sagt er, „und ich finde, man sollte einen Sponsor auch nicht an die Wand nageln, wenn er mal ein paar Tage später dran ist.“ In der heutigen Zeit sei es schließlich „nicht unüblich“, dass Geldflüsse ins Stocken geraten.

Ärgerlicher ist das leidige Thema Trainerlizenz. Die 16 Teilnehmer für den Lehrgang 2024 stehen fest. Marc Unterberger ist erneut nicht dabei – laut Schwabl, weil der DFB die jahrelang geltenden Spielregeln geändert habe, U17-Jahre würden plötzlich keine Anerkennung mehr finden. Für Schwabl ist die Sache ein „Sonderfall“. Noch hat er eine Resthoffnung, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Bis Ende des Monats rechnet er mit einer finalen Entscheidung. Andernfalls hat er ein Problem. Auch in der Rückrunde würden dann die DFB-Strafen für Unterberger anfallen (3500 Euro pro Partie) – unnötige Ausgaben, obwohl sie Schwabl nach eigener Auskunft aus der eigenen Tasche bezahlt.

Schauplatz TSV 1860

Drei Tage nach der Blamage von Pipinsried geht es lebhaft zu auf dem Trainingsplatz. Mit viel Geschrei und lautem Geflachse ballern sich die Profis ihren Totopokal-Frust von der Seele. Weiterhin verstimmt ist der Trainer – weniger wegen des Ausscheidens an sich. Mehr wegen der medialen Kritik am Auftritt seiner B-Elf. Maurizio Jacobacci bestreitet vehement, den unterklassigen Gegner auf die leichte Schulter genommen, verteidigt auch weiterhin die von ihm gewählte Aufstellung (mit nur zwei Spielern vom Saarbrücken-Sieg). „Es war eine schlechte, negative und beschämende Leistung“, sagt der 1860-Coach: „Trotzdem hätte diese Mannschaft das Spiel gewinnen müssen.“ Erfreulich für ihn: In Julian Guttau, Morris Schröter und Niklas Lang konnten drei Sorgenkinder das komplette Programm mitmachen, Joel Zwarts (Leiste) erhielt eine separate Einheit – mit Konditionstrainer Jörg Mikoleit.

Nach Lage der Dinge kann Jacobacci am Samstag also echte A-Löwen bringen, für die Stimmung braucht es drei Punkte. Eine Siegprämie könnte sich Haching eh nicht leisten, oder Manni Schwabl? „Weit gefehlt“, sagt der Präsident grinsend: „Die würde der Schwabl im Fall der Fälle sicher herzaubern – zur Not aus meiner Privatschatulle.“

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