Doppel-Stress für Tuchel

von Redaktion

Hängende Köpfe und keine Zeit: Bayerns 16-Stunden-Trip nach Köln wird zur Herausforderung

München – Seine Gedanken zum Spielplan der DFL hat Thomas Tuchel bereits vor der Länderspielpause kundgetan. „Eine sensationelle Ansetzung“, sagte der Trainer des FC Bayern zum Auswärtsspiel beim 1. FC Köln, das an diesem Freitag (20.30 Uhr) angepfiffen wird, sein süffisantes Grinsen dazu sprach Bände. In der Tat ist es nicht ganz glücklich, dass Vereine, die die meisten Nationalspieler abstellen, als erste wieder spielen müssen. Da geht es Tuchel und den Bayern nicht anders als in der letzten Liga-Pause den Dortmundern, die direkt gegen Bremen gefordert waren. Allerdings mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass diesmal nicht nur die Beine der meisten Profis müde sind – sondern auch Köpfe hängen.

Natürlich hat man auch München ganz genau verfolgt, was da in aller Herren Länder – und vor allem in Berlin und Wien – in den vergangenen zwei Wochen passiert ist. Dass Joshua Kimmich von Julian Nagelsmann auf die Bank gesetzt wurde, war da noch das geringste Problem. Viel schwerer wiegen die zwei Niederlagen gegen die Türkei und Österreich und die Selbstzweifel, die die fünf DFB-Kicker Thomas Müller, Leon Goretzka, Serge Gnabry, Kimmich und Leroy Sané ein gutes halbes Jahr vor dem Start der Heim-EM im Gepäck haben. Vor allem der Rotsünder Sané, in München „der beste Sané, den es bisher beim FC Bayern gab“ (Sportdirektor Christoph Freund), hat einen herben Rückschlag zu verkraften. Das Problem: Um die Stimmung irgendwie aufzuhellen, hat Tuchel genau ein gemeinsames Training Zeit.

Der deutsche Tross war gestern zurück in München, genau wie die Franzosen Kingsley Coman und Dayot Upamecano (14:0 gegen Gibraltar, 2:2 in Griechenland), der Österreicher Konrad Laimer, Israels Ersatztorhüter Daniel Peretz (vier Punkte aus vier Spielen), Marokkos Noussair Mazraoui (2:0 gegen Tansania), Minjae Kim (zwei Siege mit Südkorea) und Alphonso Davies (Aus mit Kanada im CONCACAF-Viertelfinale). Ein klein wenig mehr Zeit zum Durchschnaufen haben Superstar Harry Kane, der mit England 2:0 gegen Malta gewann und bereits am Montag 1:1 gegen Nordmazedonien spielte, Mathys Tel nach zwei Pleiten mit der französischen U21 und die beiden deutschen U20-Junioren Frans Krätzig und Alexandar Pavlovic nach einem Sieg gegen Rumänien und einer Niederlage gegen Englands Nachwuchs. Wobei „mehr“ relativ ist. Denn eng ist der Zeitplan für alle.

Mit den Worten „ich denke, mein Körper wird von so vielen Spielen müde sein“, wurde etwa Kim in seiner Heimat zitiert. Der Südkoreaner ist ein Dauerbrenner – und muss in Abwesenheit des verletzten Matthijs de Ligt weiter durchspielen. Er wolle sich „nicht beschweren, weil es für alle das Gleiche ist“, führte er aus – und versprach: „Ich werde auf mich aufpassen.“ Dass er sich in der Mammut-Saison bis dato noch nicht verletzt habe, liege aber auch daran, „dass ich in guter Verfassung bin“.

Im Endspurt – bis Weihnachten stehen sieben Spiele an – muss Kim durchhalten. Und um seinen Spielern zumindest ein wenig Zeit zu Hause zu gönnen, hat Tuchel den Reiseplan für den Köln-Trip bewusst straff gehalten. Nicht heute, sondern erst morgen Vormittag geht es los in Richtung Domstadt, noch in der Nacht bringen zwei Propeller-Maschinen den Bayern-Tross zurück nach Manching. Zwischen Abfahrt und Ankunft an der Säbener Straße werden also nur 16 Stunden liegen. Und hoffentlich ein Sieg. Dem BVB gelang das im Oktober. H. RAIF/M. BONKE

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