Wien – Seinen auffälligsten Auftritt, den Platzverweis ausgeklammert, hatte Leroy Sané (27) in den Katakomben des Ernst-Happel-Stadions. Dort trat der Nationalspieler vor die Mikrofone und Kameras, um sich für seinen Aussetzer in aller Form öffentlich zu entschuldigen. „Das Spiel geht heute auf meine Kappe“, sagte der 27-Jährige nach seiner ersten Roten Karte im 402. Profi-Spiel geknickt. „Da muss ich mich besser beherrschen, das darf nicht passieren. Da habe ich die Mannschaft im Stich gelassen.“
Zur Erinnerung: Es lief die 49. Spielminute, als Sané Gegenspieler Philipp Mwene foulte. Daraufhin packte der Österreicher den Offensivstar nach einem Wortgefecht am Genick. Die Antwort von Sané: Ein Schlag ins Gesicht. Glatt Rot!
Interessant wird sein, wie das Strafmaß für den deutschen Flügelspieler ausfällt. Die FIFA-Statuten sehen für „Tätlichkeiten, einschließlich Ellbogenschlag, Boxen, Treten, Beißen, Spucken oder Schlagen“ eine Mindestsperre von drei Spielen oder für „eine angemessene Zeitspanne“ vor.
Heißt im Klartext: Sané wird die anstehenden Länderspiele im März aller Voraussicht nach verpassen – und wird somit in der finalen Phase der Vorbereitung auf die Heim-Europameisterschaft maximal eine Nebenrolle spielen. „Die Rote Karte von Leroy fasst alles zusammen. Es ist die Enttäuschung – auch über sich selbst. Wir haben es den Österreichern viel zu einfach gemacht“, kommentierte Kapitän Ilkay Gündogan (33) die Aktion. Sané hatte sich unmittelbar nach Abpfiff in der Kabine bei seinen Teamkollegen entschuldigt. Es sei nichts Persönliches gegen Mwene gewesen, „das war meine eigene Leistung, wie gesagt, das darf mir nicht passieren. Ich bin motiviert, ich will, dass wir in die richtige Richtung gehen“.
Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) war der Meinung, sein Schützling hätte mit mehr Cleverness sogar einen Platzverweis gegen den Österreicher provozieren können, statt selbst vom Feld zu gehen. „Der Gegenspieler versucht, Leroy zu treten, trifft ihn aber nicht – und Leroy reagiert, wir kriegen Rot“, analysierte er. „Da kann man auch beim Gegner Rot provozieren. Zusammengefasst: „Das ist auch so ein Reifeprozess, ein bisschen so die Drecksackmentalität.“
Sportdirektor Rudi Völler (63) fand deutlichere Worte in Richtung des Münchners und nannte die Aktion naiv: „Man kann Fehler machen. Das ist alles schön und gut, aber, klar, man muss Leidenschaft am richtigen Zeitpunkt zeigen.“ Im Nachhinein war auch Sané schlauer… MANUEL BONKE