München – Zwei Pleiten gegen die Türkei (2:3) und in Österreich (0:2), die Stammplatzdiskussion um Joshua Kimmich (28), die Tätlichkeit von Leroy Sané (27), dazu die öffentliche Spielerkritik von Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) – die Bayern-Stars kommen, wie quasi seit Jahren üblich, auch dieses Mal wieder mit Negativerlebnissen von der deutschen Nationalmannschaft zurück. Beim deutschen Fußball-Rekordmeister sollen die Spieler in einer „Wohlfühloase“ – mit klarer Struktur, simplen Anweisungen und auf gewohnten Positionen – zu alter Stärke zurückfinden.
„Wir tun alles dafür, dass sie sich hier sicher und wohl fühlen. Ganz egal, ob sie gute Erlebnisse haben oder auch mal schlechte wie zuletzt, wollen wir ein Umfeld und eine Einheit bieten, in denen die Spieler positiv sein und neue Energie tanken können, auch wenn es nicht so lief, wie sie sich das gewünscht haben“, betonte Trainer Thomas Tuchel (50) gestern.
Nach der Roten Karte für Sané gegen Österreich erwartet der Coach keinen Einfluss auf dessen Leistungen beim FC Bayern. „Leroy hat mein volles Vertrauen und meinen vollen Schutz“, so Tuchel. Auch Sechser Kimmich, der am Dienstag in Wien nicht in der Startelf stand und den die Sechser-Debatte während der Länderspielreise begleitete, stärkte der Trainer den Rücken: „Gerade in solchen Momenten ist es wichtig, an der Seite des Spielers zu stehen. Er hat unser vollstes Vertrauen und ist ein Schlüsselspieler für uns.“
Tuchel will sich nicht an der Analyse der DFB-Schwächen beteiligen. „Das ist nicht unsere Verantwortung.“ Für seine Spieler gehe es jetzt darum, die unschönen Erlebnisse schnellstmöglich abzuhaken und den Fokus wieder auf den FC Bayern zu legen.
In der aktuellen Bundesliga-Saison sind die Münchner noch ungeschlagen. Der Wunsch: An diesem Freitag in Köln (20.30 Uhr/DAZN) sollen die DFB-Stars wieder ihr Bayern-Gesicht zeigen. Auch, wenn das nicht einfach wird. Unabhängig von den Erfolgen und Nicht-Erfolgen der Nationalspieler aus verschiedenen Ländern sei die Nachricht der Auswahltrainer, dass die Topspieler „müde sind, mental müde, emotional müde, erschöpft, physisch müde“, stellte Tuchel klar. „Da geht es nicht nur um die Spielminuten, sondern auch die Zeiten auf Reisen. Das ist belastend.“
Linksverteidiger Alphonso Davies (23) kam am Donnerstag aus Kanada zurück nach München, der Südkoreaner Minjae Kim (26) aus China. Beide mit vielen Stunden Zeitverschiebung. „Wenn ich von der Asien-Tour mit dem FC Bayern zurückkomme und gar nicht gespielt habe, dann sind erst mal zwei Tage frei. Und dann wachst du morgens immer noch auf und weißt nicht genau, ob du gut geschlafen hast oder nicht“, erklärte Tuchel.
Durch die Europameisterschaft im kommenden Sommer und mehr Spiele in der Champions League könnte sich die Belastung weiter erhöhen. „Das ist einfach an der Grenze, wenn nicht sogar drüber“, monierte Tuchel. Frische Spieler seien aber wichtig. „Aufmerksamkeit, Freude, Lust und ein Enthusiasmus sind die Basis fürs Spiel und die Basis, um die Zuschauer zu begeistern“, so der Coach. Dass die Bayern schon heute wieder in Köln ran müssen, sei „eine sehr sehr unglückliche Ansetzung“. Für seine Mannschaft solle das jedoch keine Entschuldigung sein.