Sehr geehrter Herr Nagelsmann,
mit großem Interesse habe ich gelesen, dass Sie für Ihr EM-Projekt einen Fußball-„Arbeiter“ suchen. Hiermit bewerbe ich mich initiativ, denn die Nationalmannschaft war schon immer mein Traum. Als ich am 29. Juni 1986 zur Welt kam, unterlag die deutsche Auswahl im WM-Finale Argentinien – es zerriss mir fast mein noch sehr kleines Herz. Der Triumph vier Jahre später kam noch zu früh, beim Coup in Brasilien 2014 wäre ich in Bestform gewesen, doch da mein Herzensverein, der SC Gröbenzell, in der Bezirksliga gegen den Abstieg kämpfte, ließ ich Schweinsteiger und Kroos den Vorzug. Sie kennen das ja. Schließlich gehörten Sie in diesem Sommer dem Kader des FC Issing an, der den Absturz in die A-Klasse nur knapp verhinderte.
Was ich Ihnen bieten kann: Kampfkraft und deutsche Tugenden, erprobt auf den rumpeligen Plätzen des Alpenvorlandes. Zauberkünstler war ich nie. Aber kratzen, beißen, kämpfen – das kann ich. Mit mir bekommen Sie einen ehrlichen Malocher, der von der A-Klasse bis zur Bezirksoberliga (heutige Landesliga) seine Knochen hingehalten hat. Sogar über die roten Ascheplätze bin ich in meinen Anfängen gegrätscht.
Was mich außerdem qualifiziert: Absurde Ballverluste gibt es bei mir nicht. Dafür kann ich schon ein kleines bisschen Drecksack sein, wenn es nötig ist. Eine Tätlichkeit habe ich mir nie geleistet. Gut, einmal bei einem Jugendturnier mussten mich meine Teamkollegen davon abhalten, aber das ist lange her. Ob Sie mir Gündogan, Kimmich, Goretzka oder Groß zur Seite stellen – egal. Und sollte der Verband wegen der vielen Finanzlücken (Flick-Gehalt, VW-Verhandlungen, Steuernachzahlungen) zum Sparen gezwungen sein, mach ich Ihnen die Holding-Six zur Not auch alleine. Ich will mithelfen, die nächste Turnierblamage zu verhindern. Vor Todesgruppen habe ich dabei keine Angst. Wer die Sturmspitzen von Anadolu München in Schach halten konnte, kommt auch mit feurigen Türken klar.
Neben meinen sportlichen Fähigkeiten sind mir auch die zwischenmenschlichen Beziehungen in der Firma wichtig. Als Familienvater (zwei Töchter, 7 und 9) verstehe ich die Bedürfnisse der Papas. Und als ehemaliger Coach einer B2-Jugend („Digger, pass zu mir“) komme ich auch mit den coolen Tattoo-Jungs klar. Die ganze müde Truppe bringen wir zusammen schon wieder in Schwung, ich hab da so meine Ideen. Da werden die großen Stars mit ihren kleinen Kulturtäschchen recht spitzen.
Für Sie vielleicht auch interessant: Ich habe einen C-Lizenz-Trainerschein – und stehe Ihnen und dem Sandro also auch taktisch mit Rat zur Seite. Falsche Neuner gab es bei meiner Ausbildung noch nicht, dafür lehrten die BFV-Ausbilder den guten alten Rudi-Völler-Fußball – und genau den brauchen wir jetzt.
„Schlechter kann es nicht sein“, sagte Gündogan am Dienstag so treffend. Mit mir wird alles besser. Dafür stehe ich mit meinem Namen.
Ich freue mich, von Ihnen zu hören.
Ihr Mathias Müller.
mathias.mueller@ovb.net