Genf/München – Toni Söderholm sprach von „heldenhaften Anstrengungen“, die einige seiner Spieler unternommen hätten. Allerdings: Es waren Anstrengungen, die in der Defensivarbeit stattfanden, die Angriffsbemühungen blieben sporadisch. Zwar verlor der EHC Red Bull München bei Servette Genf nur knapp mit 1:3 (1:0, 0:1, 0:2), doch er konnte sich aus dem Griff der Schweizer nur selten lösen, wie die Statistik zeigt: Servette Genf war bei den Schüssen mit 77:32 vorne, bei denen, die dann auch aufs Tor gingen, mit 38:21.
Unterm Strich: Es reichte für den EHC nicht, um in der Eishockey-Champions-League das Viertelfinale zu erreichen. Der Deutsche Meister hatte ein gutes Hinspiel geboten, das er mit 3:2 gewann. „Es waren zwei Drittel dabei, in denen wir mehr Tore hätten schießen können“, sagte Trainer Söderholm. Das Rückspiel gestaltete sich anders. Söderholm: „Genf hatte mehr Spielanteile als wir.“ Kapitän Patrick Hager: „Nur Mathias hat uns im Spiel gehalten.“
Mathias Niederberger, der deutsche Nationaltorhüter – der aber zur berühmten tragischen Figur wurde. Denn das dritte Gegentor, das zum Ausscheiden seiner Mannschaft im europäischen Wettbewerb führte, hatte er mit einem Scheibenverlust hinter dem Tor zu verantworten. Ein ähnlicher Blackout war ihm zuletzt auch in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) unterlaufen.
„Unter die besten Vier in der CHL kommen“ – dieses im Sommer vom neuen Trainer Söderholm ausgerufene Ziel hat der EHC München verfehlt. Er bekam zu spüren, dass der Wettbewerb in der Champions League, die von 32 auf 24 Teilnehmer reduziert worden war, an Anspruch gewonnen hatte. Die Vorrunde beschloss der EHC als Zehnter mit drei Siegen und drei Niederlagen (eine davon im Penaltyschießen), ungefährdete Erfolge schoss er nur gegen CHL-Neuling Innsbruck (9:2) und Kosice (5:2) aus der Slowakei, das einzige Team, das ohne Punkt blieb, heraus. Seine Grenzen musste der EHC in den Spielen mit Finnen (1:4 gegen Lukko Rauma), Schweden (2:4 bei Färjestad Karlstad) und nun Genf erkennen. Die Spiele würden „in unserer Entwicklung auf lange Sicht helfen“, spricht Söderholm einen typischen Trainersatz. Patrick Hager lässt in seinem Resümee mehr den Frust raus: „Lernen können wir daraus nichts, denn wir sind ausgeschieden.“ Trotzig fügte er an: „Nächstes Jahr greifen wir wieder an.“
Das ist aber nicht gesagt. Zwar ist der EHC seit 2015 in der CHL immer dabei, hat aber kein Gewohnheitsrecht auf die Teilnahme, sondern muss sich für einen der drei deutschen Startplätze qualifizieren – wozu Platz eins in der DEL-Hauptrunde der sicherste Weg wäre. Allerdings: Nach 20 von 52 Spieltagen hat München als Achter noch nicht einmal einen fixen Playoff-Platz und zehn Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Berlin. Aus den zwei Spielen nach der Deutschland-Cup-Pause holte der EHC nur einen Punkt.
Sein Programm am Wochenende: Am Freitag (19.30 Uhr) geht es zum Derby bei den Augsburger Panthern. Die hatte man die vergangenen zwei Jahre im Griff, aber „sie haben jetzt viel mehr Geschwindigkeit“, sagt Söderholm. Am Sonntag (16.30 Uhr) kommen die Adler Mannheim ans Oberwiesenfeld – sie sind ein Titelanwärter mit ähnlichen Problemen wie der EHC: In der CHL auch frisch gegen einen Schweizer Club (Rapperswil) ausgeschieden, in der DEL nur Neunter.
Auch mit Hinblick auf die Qualifikation für Europa muss München punkten. Zur nächsten Saison zieht man in die neue, die eigene Halle. Und sie benötigt schlicht Termine und Betriebstage.