Das Stehaufmännchen muss sich hinten anstellen

von Redaktion

Skispringer Eisenbichler zum Saisonstart im B-Kader – Wellinger gewinnt Quali

Kuusamo – Mit zweiter Wahl gibt Markus Eisenbichler sich eigentlich nicht zufrieden. Als der sechsmalige Skisprung-Weltmeister im Sommer drei Wochen lang auf der Haaralm oberhalb von Ruhpolding Gäste bewirtete, kam nur beste bayerische Qualität auf den Tisch. „Wir wollen nicht 08/15 anbieten“, sagte Eisenbichler zu Ex-Biathletin Denise Hermann-Wick, die ihn während seiner Auszeit besuchte.

Eisenbichler wird es umso mehr wurmen, dass er selbst im Moment nur zweite Wahl ist. Wenn am Samstag im finnischen Kuusamo die Weltcupsaison startet, fehlt der 32-Jährige erstmals seit acht Jahren beim Auftakt. Das hat Gründe – Eisenbichler widmete sich zuletzt auch seiner Karriere, seit September ist er Polizeikommissar. Doch eine Degradierung ins deutsche B-Team stand nun nicht unbedingt auf seinem Plan.

Schon der vergangene Winter lief mit Rang 15 im Gesamtweltcup nicht gerade nach Wunsch für den Weltmeister von 2019. Für die neue Saison habe er „viel mehr Anspruch an mich selbst“, sagte er zuletzt. Doch nun muss er erst einmal zurückstecken. Am finnischen Polarkreis, wo er 2020 gewann und 2021 zweimal auf dem Podest stand, gehört er nicht zum sechsköpfigen DSV-Team.

Eisenbichler kennt solche Tiefs, seine ganze Karriere ist von Aufs und Abs geprägt. Niemand wüsste das besser als der ehemalige Bundestrainer Werner Schuster. „Wenn man glaubt, dass Markus Eisenbichler geschlagen ist, dann täuscht man sich. Er ist ein Stehaufmännchen“, sagte Schuster bei Eurosport. „Ich glaube, dass er in diesem Winter noch seine Chance kriegen wird.“

Die Frage ist nur: Wann? Die Nominierung von Stefan Horngacher gilt zunächst für die ersten beiden Wochenenden. Eisenbichler habe die Chance, sich „mit guten Trainingsleistungen für die folgenden Weltcups anzubieten“, sagte der Bundestrainer. Sollte Eisenbichler dann weiter fehlen, wird es schwer mit der Vierschanzentournee. Beim Auftakt in Oberstdorf hat er seit zehn Jahren nicht mehr gefehlt.

Auch auf die nationale Gruppe darf er am Schattenberg nicht hoffen – die wird erst an Neujahr in Partenkirchen eingesetzt. „Wie sagt man so schön: Er macht jetzt einen Schritt zurück, aber vielleicht folgen dem ja zwei Schritte nach vorne“, sagt auch Schuster.

Seine Teamkollegen überzeugten am Freitag auch ohne ihn. Andreas Wellinger gewann die Qualifikation mit einem Sprung auf 144,0 m und durfte sich über etwas Preisgeld (ca. 3000 Euro) freuen. Alle sechs DSV-Adler landeten unter den besten 20. „Das war ein perfekter Start“, sagte Wellinger (Ruhpolding). Der 28-Jährige siegte auf der Rukatunturi-Schanze, auf der er 2014 schwer gestürzt war, bei leichtem Schneefall vor dem Schweizer Gregor Deschwanden. Rang drei ging an den überraschend starken Stephan Leyhe (Willingen). Ebenfalls in Form: Philipp Raimund (Oberstdorf) und Karl Geiger (Oberstdorf) auf den Rängen sechs und sieben, Pius Paschke (Kiefersfelden) auf dem 13. und der deutsche Meister Martin Hamann (Aue) auf dem 18. Platz.  sid

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