U17 im WM-Halbfinale

Die Talente machen es vor

von Redaktion

VINZENT TSCHIRPKE

Manche Phänomene im Fußball lassen sich nicht erklären. Der Begriff „Turniermannschaft“ ist ein solcher. Schließlich ergibt es grundsätzlich wenig Sinn, dass Teams erst dann gut zusammenspielen, wenn möglichst viel Druck herrscht.

Der DFB-Elf wurde diese Fähigkeit lange nachgesagt, die letzten Jahre zeigten jedoch, dass für ein erfolgreiches Turnier auch ein schlagkräftiges Team nötig ist, das nicht nur aus talentierten Einzelspielern besteht. Wer sich angesichts der nächsten abhandengekommenen „deutschen Tugend“ jetzt besorgt an den Kopf fasst, dem sei ein Blick auf den Nachwuchs empfohlen.

Die U17 zeigt nämlich aktuell bei der WM in Indonesien, dass Länderspiele wieder Spaß machen können. Spätestens seit dem gestrigen 1:0-Sieg im Viertelfinale gegen Spanien zählen die deutschen Nachwuchsspieler zu den Favoriten auf den Turniersieg. Viel wichtiger aber: Das Team von Trainer Christian Wück zeigt, dass sich Attribute wie Kampfgeist und Leidenschaft auch mit spielerischer Klasse verbinden lassen. Die hochveranlagten Talente um Paris Brunner oder Noah Darvich fügten sich ebenso ins Kollektiv ein wie Kämpfertypen à la Max Hennig und Fayssal Harchaoui. Und im Gegensatz zu manchem Spieler aus der A-Mannschaft war sich keiner der Hochbegabten zu schade, konsequent zu verteidigen. So wurde nicht nur der Ausfall von Supertalent Assan Ouédraogo kaschiert, sondern auch die Dominanz der spanischen Ballbesitzspieler gebrochen.

Der DFB kann sich freuen, spätestens in ein paar Jahren wieder ein Team zu haben, das auch bei großen Turnieren eine Einheit bilden und für Begeisterung sorgen kann. Bis dahin geht es darum, die Spieler zu fördern und sich entwickeln zu lassen. Vor allem aber müssen ein paar ewig gestrige Zuschauer davon abgehalten werden, ihren Hass wiederholt auf die jungen Spieler abzuladen. So fluteten erneut rassistische Anfeindungen die Kommentarspalte unter einem Foto der Achtelfinalsieger auf Facebook. Es liegt an den Verantwortlichen beim DFB, der Gesellschaft und den Fans, sie vor diesem Hass zu schützen.

Schließlich sollte der Fokus gerade auf den sportlichen Leistungen liegen. Diese bieten genug Grund zur Freude – eben wie bei einer waschechten Turniermannschaft.

vinzent.tschirpke@ovb.net

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