Köln – Köln, da war doch was! Und auch wenn es am Freitagabend in der Domstadt nicht um die Meisterschaft ging und Jamal Musiala nicht mal im Kader stand, gab es eine Parallele zu jenem denkwürdigen Samstag im Mai. Wieder reiste der FC Bayern als Tabellenzweiter an, wieder reiste er als Tabellenführer wieder ab. Für mindestens 19 Stunden steht das Team von Thomas Tuchel nach dem verdienten 1:0 (1:0) gegen die auf Tabellenplatz 18 abgerutschten Kölner somit mal wieder vor Leverkusen – also: ganz oben.
Harry Kane – wer sonst? – war es, der die angeblich ausgelaugten Münchner an diesem ungemütlichen Regen-Abend schon in der 20. Minute in Führung brachte. Weil der Rekordmeister aber trotzt diverser hochkarätiger Chancen kein weiteres Tor schoss, blieb es in der deutlich unspektakulären zweiten Halbzeit bis zum Schluss gefährlich. An der Verwertung ist weiter zu arbeiten – aber es stand der fünfte Bundesliga-Sieg hintereinander. „Der Glaube wächst“, sagte Tuchel nach Abpfiff.
Eine „gute Mischung“ zwischen ausgeruhten und unverzichtbaren Spielern hatte er aufbieten wollen. Und so wechselte der Coach im Vergleich zum 4:2 gegen Heidenheim vier Mal. Die größte Überraschung in der Startelf war Eric-Maxim Choupo-Moting, der anstelle von Thomas Müller auf der Zehn begann. Außerdem kamen Kingsley Coman, Joshua Kimmich und Leon Goretzka für Serge Gnabry, Bouna Sarr und Alexandar Pavlovic. In der Abwehr übernahmen Konrad Laimer und Noussair Mazraoui die (wechselnden) Außenpositionen, während Köln zum ersten Mal überhaupt in einer Fünferkette auflief.
Damit, dass Köln hoch anlaufen würde, hatte Tuchel gerechnet – und dass er sein Team darauf sehr gut eingestellt hatte, sah man. Die Bayern, kamen über schnelle Tempogegenstöße so gut wie im Minutentakt gefährlich nach vorne, Die erste Chance ging auf das Konto von Choupo-Moting, der rechts verfehlte (5.). Und dann sahen die 50 000 Zuschauer mehrfach Konter-Fußball in Perfektion.
Diverse geniale Spielzüge wurden von Kane eingeleitet der erste davon in der siebten Minute, in der ein präziser Pass aus dem Halbfeld bei Leroy Sané landete. Schon da war der Kölner Keeper Marvin Schwäbe zur Stelle, wie in der Folge mehrfach. Zwei Schrecksekunden (Abseits-Pfiff nach Kölns Beinahe-Führung, Bangen um Minjae Kim lag nach einem Luftzweikampf) überstanden die Bayern, dann machten sie ernst. Nach einem Fehlpass von Kainz ging es schnell: Der starke Laimer fing den Ball ab, der über die Stationen Coman und Sané bei Choupo-Moting landete. Der Kameruner vergab, aber Kane stand goldrichtig. 18. Saisontor.
Die frühe Führung war verdient, eine höhere wäre es auch gewesen – aber die Bayern scheiterten mehrfach an sich selbst und Schwäbe. Sané hatte das 2:0 auf dem Fuß (22.) und schoss vorbei (28.), Coman (42.) und mehrfach Choupo-Moting vergaben gute Chancen. Sie wurden vor der Halbzeit weniger, weil Köln sich fallen ließ. Außer einer guten Gelegenheit nach einer Ecke hatten die Hausherren wenig zu bieten (31.). Trotzdem stand es „nur“ 1:0 – nicht ganz ungefährlich.
Nach dem Seitenwechsel plätscherte das Spiel. Köln verteidigte leidenschaftlich, die Bayern suchten die Lücke, die sich selten auftat. Weder Sané noch Coman machten den Sack zu – als der Schlusspfiff ertönte, war die Erleichterung groß. Ab nach Hause, Tabellenführer! Grüße nach Leverkusen: In Köln ist’s immer wieder schön.