München – „2:7 im Derby ohne Kampf und Leidenschaft nehmen wir persönlich!“ Mit dieser Plakat-Botschaft begrüßten die EHC-Fans ihre Mannschaft vor dem Klassiker gegen die Adler aus Mannheim. „München muss auch jetzt zusammenhalten“, forderte Hallensprecher Stefan Schneider von den Zuschauern. Doch diese schwiegen. Sieben Minuten Stimmungsboykott für sieben Gegentore in Augsburg. Ein klares Zeichen an die Mannschaft. Die allerdings mit einem ebenso deutlichen Signal antworte: 5:1 gewann der EHC Red Bull München gegen Mannheim.
Die Klatsche gegen die Panther, drei DEL-Niederlagen in Serie und das Abrutschen auf Tabellenplatz neun hatten zuvor für Frust bei den erfolgsverwöhnten Anhängern gesorgt. Ein Spiel gegen die Adler bleibt aber besonders, weshalb die Eishalle ausverkauft war. Das merkte man ab Minute acht, als ein „Auf gehts“-Transparent enthüllt wurde und die Nordkurve ihre Arbeit aufnahm. „Ich denke, das hat die Jungs gepusht. Das brauchen wir einfach“, sagte Trainer Toni Söderholm.
Das Zeichen von der Tribüne kam also auf dem Eis an. Mit deutlich mehr Elan als am Freitag trat der EHC den bisher ebenfalls mittelmäßigen Gästen entgegen. Resultat des Kampfgeistes: Das 1:0 von Yasin Ehliz (18.), der eine Mannheimer Unaufmerksamkeit am Ende des ersten Drittels nutzen konnte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die Fans auch wieder vollends versöhnt. Auch für Söderholm hatte der erste Treffer eine besondere Bedeutung: „Dieses Tor hat uns enormes Selbstbewusstsein gegeben. Es war wichtig, in Führung zu gehen.“
Der Blick des Trainers blieb aber kritisch, der Kaugummi wurde weiterhin angespannt malträtiert. Das änderte sich auch nicht, als Ben Smith kurz nach Wiederanpfiff in Unterzahl auf 2:0 erhöhte (22.). Schließlich hatte man erst vor zehn Tagen gegen Ingolstadt eine Zwei-Tore-Führung noch aus der Hand gegeben. Beinahe gerieten die Münchner erneut ins Wackeln. Geburtstagskind Matthias Niederberger musste mit einer starken Doppelparade Mitte des zweiten Drittels retten. Ganz zur Freude seines Trainers: „Wir haben alle gesehen, dass Matthias heute stark gehalten hat. So eine Leistung hilft sehr.“
Nur wenig später stellte dann erneut Ehliz auf 3:0 (35.) und sorgte für eine ausgelassene Stimmung bei den 5728 Zuschauern und auf der Bank. Ehliz überholte mit seinem Tor Michael Wolf in der DEL-Torschützenliste des EHC. Es war sein 105 Treffer. Nun liegt nur noch Trevor Parkes vor ihm.
Dank einer schnellen Antwort von Konny Abeltshauser (46.) tat auch der Mannheimer Ehrentreffer durch Jordan Schwarz (44.) der guten Laune keinen Abbruch. Austin Ortega setzte den Schlusspunkt zwei Sekunden vor Ende. „Wir können mit den gesamten 60 Minuten sehr zufrieden sein. Jeder Spieler hat sich im Vergleich zu den letzten Wochen individuell gesteigert“, so Söderholm. Am Freitag folgt das nächste Heimspiel. Dann gastiert das Überraschungsteam aus Bremerhaven in München.