Vielleicht hatte Marco Rose das alles schon am 3. Juni geahnt. Da saß der Trainer von RB Leipzig gezeichnet von einer Bierdusche nach dem Pokalsieg im Berliner Olympiastadions und richtete den Blick in die Zukunft. Man werde ein paar gute und spannende Ideen brauchen, um die Abgänge zu ersetzen, sagte der gebürtige Leipziger wohl wissend, dass Christopher Nkunku, Josko Gvardiol, Konrad Laimer und Dominik Szoboszlai gerade ihr letztes Spiel im RB-Dress bestritten hatten. Inzwischen ist es Gewissheit, dass so viel Verlust an Qualität nicht so leicht zu ersetzen ist, zumal in Dani Olmo einer der besten Fußballer der Liga seit Wochen verletzt ist.
Der Supercup dürfte der einzige Titel diese Saison für Leipzig bleiben. Mit Borussia Dortmund scheint auch der Vizemeister abgebaut zu haben. Der wilde Auftritt gegen Gladbach bestätigte nur die bekannte Wankelmütigkeit. Auch die Schwarz-Gelben müssen gewarnt sein, dass sich mit dem VfB Stuttgart in diesem Jahr die nächste Überraschungsmannschaft ganz oben hält. Anders als Union Berlin, aber mit viel mehr spielerischer Substanz.
Würden Leipzig oder Dortmund aus den Rängen für die Königsklasse kippen, hätte das immense Auswirkungen auf die Kaderplanung. Denn entwicklungsfähige Jungstars lechzen nach dieser Bühne für die Weiterentwicklung, zumal ab 2024 der neue Modus mit noch mehr Spielen auf diesem Level lockt. Deshalb ist ein Platz unter den ersten vier in diesem Jahr noch mal mehr wert.
Die Fans sind in erster Linie an einem spannenden Titelkampf interessiert. Und da tut Bayer Leverkusen immerhin viel dafür, dem Abomeister FC Bayern die Stirn zu bieten. Mit einem vom Ex-Bayern-Profi Xabi Alonso geprägten Stil, der vieles vereint: Spielwitz und Robustheit, Geschwindigkeit und Kontrolle, Unberechenbarkeit und Abgeklärtheit. Das geht nur, weil das Aufgebot so klug zusammengestellt ist. Sportdirektor Simon Rolfes hat im letzten Transferfenster ein Meisterstück hingelegt. Ganz gleich, wie diese Saison dann wirklich für einen Club endet, der sich mal Vizekusen nannte.
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