Biathlet Roman Rees im Gelben Trikot und flügellahme Adler, die endlich wieder Auftrieb haben – das erste große Wintersport-Wochenende hat aus deutscher Sicht einige Ergebnisse geliefert, die so nicht zu erwarten waren und damit ein Millionenpublikum (bis zu 3,5 Mio. in der Spitze) am TV entzückt. Besonders schön: Es waren nicht nur die harten Zahlen, die begeisterten, sondern auch die Geschichten hinter den Athleten.
So wie bei Roman Rees. Der Freiburger bewegte sich lange im Schatten der Über-Biathleten Arnd Peiffer, Simon Schempp und Erik Lesser, schaffte es in seiner Anfangszeit nicht einmal ins DSV-Team. Nun hat er mit 30 Jahren (!) seinen ersten Sieg gefeiert. Er wird nicht um den Gesamtweltcup mitkämpfen können, aber dennoch ist es eine schöne Momentaufnahme und eine Belohnung für Beharrlichkeit. Die hat auch Kollegin Franziska Preuß mit ihrem sensationellen zweiten Rang bekommen. Die Oberbayerin läuft schon seit fast zehn Jahren im Weltcup und wäre sie nicht so oft, eigentlich ständig, krank gewesen, sie hätte wohl ähnlich viele Erfolge wie Kathi Wilhelm oder Laura Dahlmeier eingefahren. Auch Pius Paschke flog lange unter dem Radar. Jetzt sorgte der 33-Jährige sogar für ein Novum – nie zuvor war ein Skispringer bei seinem ersten Podestplatz älter.
Wer wollte, konnte sich auch an frierenden Langläufern „erfreuen“, denn entgegen dem viel kritisierten Ski-Auftakt vor rund einem Monat im österreichischen Sölden, präsentierten sich Östersund (Schweden), Ruka (Finnland) und Killington (USA) mehr als schneesicher – Balsam für die geschundene Winter-Seele. Auch die kommenden Austragungsorte Gaellivare (Schweden/Langlauf), Lillehammer (Norwegen/Skispringen), Beaver Creek (USA) und Tremblant (Kanada/beides Skifahren) versprechen winterliches Wetter.
Einziger deutscher Wermutstropfen: Die so bestechende Frühform muss lange konserviert werden, denn bis auf die Biathleten, die ihre Weltmeisterschaften inflationär einfach jedes Jahr stattfinden lassen, stehen in dieser Saison keine Großereignisse an. Eine Ausnahme bildet die Vierschanzentournee – ein deutscher Triumph und das Wintersport-Jahr 2024 wäre fast schon gerettet. Vermiesen könnte das ausgerechnet ÖSV-Überflieger Stefan Kraft. Aber vielleicht können Paschke, Wellinger & Co. sich ja revanchieren – für die DFB-Schmach in Wien.
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