Lund/Hamburg – Wenn Emily Bölk und Co. in den kommenden Tagen auf der großen WM-Bühne einer Medaille hinterherjagen, schaut kaum einer zu. Der Kampf von Deutschlands Handball-Frauen um ihren Olympia-Traum steigt hinter der Bezahlschranke im Internet. Das wurmt Markus Gaugisch enorm.
„Klagen werde ich nie“, sagte der Bundestrainer. Die Tatsache, dass die WM wieder nicht im frei empfangbaren Fernsehen live zu sehen sein wird, sei „natürlich schade“. Doch Gaugisch wäre nicht Gaugisch, wenn er daraus nicht direkt eine große Motivation ziehen würde. Der TV-Blackout stachelt ihn und sein Team nur noch mehr an.
„Ich hoffe, dass wir als Zugpferd mit der deutschen Nationalmannschaft dabei unterstützen können, dass unser Sport in den Medien präsent ist und dass wir vielleicht auch über eine Qualifikation für die Olympischen Spiele ins öffentlich-rechtliche Fernsehen vordringen“, so Gaugisch. Spätestens dann, ist er sich sicher, würden „mehr Externe hängen bleiben und sehen, was Handball für eine geile Sportart ist“.
Gaugisch, das wird mit jedem Satz deutlich, brennt auf das bevorstehende WM-Turnier in Dänemark. Seine Augen blitzen auf, wenn er vom WM-Auftakt der DHB-Auswahl am Donnerstag (18.00 Uhr/Sportdeutschland.TV) gegen Japan spricht. Die imposante Serie von mehr als einem Jahr ohne Niederlage gibt Selbstvertrauen – da wiegt auch die verpatzte WM-Generalprobe beim Mitfavoriten Schweden (23:30) nicht übermäßig schwer.
In die Vorrunde mit den Partien gegen Japan, den Iran (Samstag) und Polen (Montag) geht das deutsche Team als Favorit. Vom Minimalziel Viertelfinale, was wohl gleichbedeutend mit dem Ticket für eines der Olympia-Qualifikationsturniere im Frühjahr wäre, ist Gaugisch überzeugt.
Die Teilnahme an den Olympischen Spielen, es wäre die erste für ein deutsches Frauenhandball-Team seit 2008, wäre für Gaugisch „ein absoluter Traum. Ich werde alles dafür tun, dass wir diesen Weg beschreiten werden.“ Die Weltmeisterinnen oder das beste noch nicht qualifizierte Team sichern sich ein direktes Ticket für die Spiele. Insgesamt sind zwölf Mannschaften bei Olympia dabei. Gastgeber Frankreich, EM-Sieger Norwegen, Südkorea, Angola und Brasilien sind schon qualifiziert.
Ähnlich wie ihr Trainer sehen das seine Spielerinnen. „Wir haben es in eigener Hand, eine Platzierung zu erreichen, die es uns ermöglichen kann“, sagte DHB-Kapitänin Bölk. Doch auch bei Bölk und ihren Mitspielerinnen sorgt die Übertragungssituation in Deutschland für Unmut. „Das hat für mich ganz klar mit Wertschätzung zu tun“, sagte Bölk im Podcast „Erste 7“. Für sie ist es „ganz klar der Job der Medien, da für Gleichberechtigung zu sorgen“. Die deutsche Mannschaft, das verspricht Bölk, werde jedenfalls „alles dafür tun, um bei dieser WM erfolgreich zu sein, damit die Free-TV-Sender einfach nicht an uns vorbeikommen. Wir werden unser Herz auf die Platte legen.“