Nach dem historischen Einzug ins Finale der U17-WM war er der gefeierte Mann. Konstantin Heide (17) ist eigentlich nur als zweiter Torwart nach Indonesien mitgereist, aber: „Ich habe schon vor zwei Wochen Witze darüber gemacht, dass ich ab dem Halbfinale spielen werde“, sagt der Hachinger-Keeper, der der DFB-Elf mit zwei gehaltenen Elfern den Weg Sieg sicherte. Wie er von seinem ungeahnten Einsatz erfahren hat und welche Rolle sein Abitur für die weitere Karriere spielt, erzählt er im Interview mit unserer Zeitung.
Konstantin Heide, Glückwunsch zum Finaleinzug! Wie viel Adrenalin ist aktuell noch im Körper?
Inzwischen geht es zum Glück. Aber gestern (in der Nacht nach dem Halbfinale, Anm. d. Red.) war es schwer einzuschlafen, da habe ich nicht so viel gepennt. Jetzt hat sich alles zum Glück einigermaßen beruhigt.
Haching-Präsident Manni Schwabl hat erzählt, dass er um fünf Uhr nachts auf sein Handy geschaut und die Nachricht von Ihrem Trainer gesehen hat, dass Sie im WM-Halbfinale spielen. Wann haben Sie davon erfahren und was waren Ihre ersten Gedanken?
Ich habe erst am Spieltag erfahren, dass ich spielen werde, nachdem klar war, dass Max Schmitt krank ausfällt. Ich habe mich direkt bereit gefühlt. Außerdem habe ich schon vor zwei Wochen Witze darüber gemacht, dass ich ab dem Halbfinale spielen werde (lacht).
Wieso?
Schon in Haching wurde immer gesagt, dass bei diesem Turnier irgendwas in der Luft liegt und ich meinen Einsatz kriegen werde. Ich habe dann ab und zu meinen Teamkollegen am Essenstisch gesagt: ‚Jungs, ab dem Halbfinale geh’ ich rein!’ Dass es wirklich so gekommen ist, ist natürlich ein krasser Zufall.
Sie haben in dieser Saison dein Drittligadebüt in Duisburg vor 10 000 Zuschauern gegeben, jetzt folgte Ihr Einstand bei der WM. Liegt Ihnen die große Bühne einfach?
Ich mag es, vor vielen Zuschauern zu spielen. So komme ich besser in den Tunnel und bin fokussierter. Die Atmosphäre ist einfach überragend, deshalb macht es so viel Spaß.
Sie hatten im Spiel schon einige starke Paraden. Der späte Ausgleich war bitter, haben Sie sich als Torwart trotzdem ein bisschen aufs Elfmeterschießen gefreut?
Ich hätte lieber in der regulären Spielzeit gewonnen, statt den Ausgleich in der siebten Minute der Nachspielzeit zu kriegen. Schließlich ist ein Elfmeterschießen immer auch Glücksache. Trotzdem kann man sich da als Torwart auszeichnen, deshalb habe ich mich innerlich ein kleines bisschen drauf gefreut –auch, wenn ich lieber direkt weiter gewesen wäre.
Die U17 begeistert als Mannschaft ganz Fußball-Deutschland, wie viel bekommen Sie davon mit?
Man merkt von Spiel zu Spiel, wie die Aufmerksamkeit für uns hier in Indonesien steigt, gerade im Vergleich zur letzten EM. Damals haben wir das Turnier sogar gewonnen, trotzdem spürt man jetzt schon nach dem Halbfinale die gestiegene Aufmerksamkeit.
Wie haben Sie die Zeit mit dem Team vor Ort bislang erlebt?
Wir kennen uns alle schon seit mehr als zwei Jahren, deshalb ist es immer cool, sich wieder zu treffen. Die Zeit ist ziemlich entspannt: Mal gehen wir zusammen an den Pool, ein anderes Mal chillen wir bei wem im Zimmer. Und nach dem Finaleinzug ist die Stimmung sowieso richtig gut.
Wären Sie traurig, wenn Sie beim Finale am Samstag nicht wieder im Tor stehst oder freuen Sie sich vor allem für das Team über diese großartige Chance?
Dass wir im Finale sind und als Team diese Chance haben, freut mich unfassbar. Aber natürlich würde ich mich auch freuen, wenn ich das Spiel bekomme. Ich glaube, ich habe im Halbfinale nicht schlecht gespielt und einen Grund gegeben, warum ich im Finale auflaufen könnte. Wenn es anders kommt, mache ich es wie in den Spielen davor – und feuere mein Team mit allem, was ich habe, von der Bank aus an.
In Haching sollen Sie eventuell schon zur neuen Saison Stammtorwart werden. Erst Abitur, dann Nummer eins, wie klingt der Plan für Sie?
Das ist der beste Plan, den es in meiner Situation gibt. Das Abitur ist ein Riesenschritt für mich. Wenn ich das nicht schaffe, würde es auch bei mir zuhause erstmal brennen (lacht). Dann würde es mit dem Stammtorwart in der 3. Liga nichts werden, weil ich erstmal weiter die Schule machen müsste. Deshalb muss ich sagen: Erst Abitur, dann Stammkeeper in Haching – das wäre unfassbar.
Interview: Vinzent Tschirpke,
Nico-Marius Schmitz