Er ist seit dem Spätsommer bei fast allen Löwen-Spielen dabei, arbeitet auch schon länger „pro bono“ mit. Die Rede ist von Christian Werner, über den unsere Zeitung erstmals am 1. September berichtete. „Macht ein Außenseiter das Rennen?“, lautete damals unsere Schlagzeile. Die Antwort, fast drei Monate später, lautet: Ja, nach Lage der Dinge wird es so kommen. Unsere Zeitung weiß: Der ehemalige Scout von Drittliga-Rivale Waldhof Mannheim soll neuer Sportgeschäftsführer und somit Nachfolger von Günther Gorenzel werden, zur Not mithilfe von 50+1. Aber der Reihe nach.
Werner, aus dem Ländle stammend wie Marc-Nicolai Pfeifer, kam auf Empfehlung des scheidenden Finanzchefs zu den Löwen, überzeugte die Gremien mit seinem Fachwissen, hatte aber zwei „Makel“, für die er nichts kann. Erstens: Er ist nicht prominent und erfahren genug, um das von Präsident Robert Reisinger ursprünglich umrissene Anforderungsprofil zu erfüllen („Sportchef von Format“). Zweitens: Beide Gesellschafter hatten unterschiedliche Vorstellungen, wie man sich die Expertise des früheren Regionalligamanagers zunutze machen könnte. Die HAM-Seite wollte Werner als Sportchef verpflichten, damit wäre er Pfeifer unterstellt gewesen. Das Präsidium dagegen: Anfangs stimmte nur Vize Hans Sitzberger pro Werner. Dann jedoch: Kehrtwende. Nach Informationen unserer Zeitung will inzwischen das gesamte Präsidium Werner verpflichten. Aber – Achtung Sprengstoff – als Sportgeschäftsführer, was die HAM-Seite ablehnt.
Trotzdem zeichnet sich ab, dass Werner zum starken Mann in der KGaA aufsteigt (bis Juni 2024 neben Pfeifer). Zu hören ist, dass das Präsidium die Personalie mit aller Macht durchsetzen will. Aus einem nachvollziehbaren Grund: Verträge laufen aus, die Planung der Saison 2024/25 steht an. Jetzt dem ehrgeizigen Werner eine Chance zu geben, erscheint sinnvoller als ewig weiter zu streiten, ohne Sportkompetenz zu bleiben – und damit das nächste Katastrophenjahr zu riskieren. ULI KELLNER