Glanztat mit Botschaft

von Redaktion

Neuers Weg zurück ins DFB-Tor ist vorgezeichnet – Goretzka: „Eigene Liga“

VON HANNA RAIF, MANUEL BONKE UND VINZENT TSCHIRPKE

München – Ein 0:0 bis kurz vor Schluss ist für Spieler, die sich beweisen wollen, ja immer dankbar. Denn hätte diese Partie gegen Kopenhagen nicht bis zum Abpfiff in jede Richtung kippen können, hätte der eine oder andere Zuschauer die Allianz Arena schon verlassen oder den Fernseher ausgeschaltet gehabt. So aber wusste Manuel Neuer, als die 87. Minute lief und Mohamed Elyounoussi ernst machen wollte, dass er nur gewinnen konnte. Seine schwangere Frau Anika auf der Tribüne, Julian Nagelsmann vor dem TV, sicher auch Marc-Andre ter Stegen in Spanien: Sie alle sahen die beiden Glanzparaden des 37-Jährigen, von denen eine eindeutige Botschaft ausging. Leon Goretzka brachte sie nach der Nullnummer gegen den dänischen Meister auf den Punkt: „Für mich ist Manu der beste Torwart der Welt.“

Es ist noch nicht allzu lange her, da war dieser Satz im Umfeld des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft eine Standard-Floskel. Weil sich die Zeiten aber vor ziemlich genau einem Jahr geändert haben, horchte man da am Mittwochabend um kurz vor Mitternacht doch auf, als Goretzka zur Lobeshymne ansetzte. Der DFB-Kollege führte aus: „Manu steht für sich. Er spielt fast seine ganze Karriere über in seiner eigenen Liga.“ Und auch wenn er den Namen ter Stegen nicht in den Mund nahm, war ganz gut zu deuten, wie Goretzka die Torhüterfrage mit Blick auf die Heim-EM im kommenden Jahr beantworten würde. In etwa so wie Adidas-CEO Björn Gulden, der im „Spielmacher“-Podcast von 360Media sagte: „Wenn Manuel Neuer in eurem Tor steht, steht die Defensive immer besser.“

Die Zahlen seit seiner Rückkehr ins Bayern-Tor sprechen eine ähnliche Sprache. In vier der bisher sieben Partien blieb Neuer ohne Gegentreffer, einen Patzer hat er sich noch nicht geleistet – dafür sein Team mehrfach im Spiel gehalten. Gegen Darmstadt, in Dortmund und Köln, jetzt auch gegen Kopenhagen: „Es ist gut, dass wir mit Manu verlängert haben“, sagte Thomas Müller mit Blick auf diverse Glanztaten und fügte lachend an: „Der kann schon noch ein bisschen was.“ Das sieht man an den selten nötigen Paraden wie am Mittwoch (Neuer: „Da haben wir auch Glück gehabt“), aber vor allem an der Sicherheit, die vom Keeper ausgeht und dem Team sichtlich guttut. Auch Neuer hat schon gemerkt, „dass die sich freuen, dass ich wieder da bin. Ich bin happy, dass die Mannschaft mich braucht.“

Bis mindestens 2025 – das ist seit Dienstag klar – soll es weitergehen. Und Stand jetzt braucht Neuer sich wirklich vor niemandem zu verstecken. Zwar hält er selbst sich mit Kampfansagen in Richtung ter Stegen noch zurück, längst aber hat man vernommen, dass auch Nagelsmann sich von den Leistungen des Bayern-Kapitäns beeindruckt zeigt und wohl schon bei den nächsten Testspielen im März einen Torwartwechsel vollziehen wird. „Im guten Austausch“ sei man nach wie vor, sagte Neuer und kündigte zumindest eine Rückkehr in den Kader an: „Wir gehen alle davon aus, dass ich dabei bin, wenn alles normal läuft.“ Dass er damit nicht die Bank meint, ist nur logisch.

Zwei Highlights hat Neuer noch im Kopf, mindestens. Die EURO – und im Jahr danach das Finale dahoam. „Ein schönes Spiel in München“ warte da noch auf ihn, sagte er: „Da wollen wir hin.“ Dass dafür ein Neuer in Bestform von Vorteil ist, weiß man beim FC Bayern. Der Stachel von 2012 sitzt noch tief – warum nicht an ein Happy End glauben? Dann mit Neuer junior auf der Tribüne.

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