Von der Schiene ins Gelbe Trikot

von Redaktion

Philipp Nawrath: Begonnen wegen Greis, trainiert mit Neuner – und jetzt Star

Östersund – Fast wäre aus Philipp Nawraths Märchen nichts geworden. Als sich der 30-Jährige im Mai beim Fußballspielen den Mittelfuß brach und die Bänder riss, war der Weltcup plötzlich weit weg. Keine sieben Monate später ist der Allgäuer plötzlich die Nummer eins der Welt und reist mit dem Gelben Trikot zu den Rennen ab Freitag nach Hochfilzen. „Wahnsinn. Man hat schon so viele Rennen hinter sich und dann passiert so was“, sagte Nawrath: „Ich bin unglaublich dankbar für alle, die mir auf diesem Weg geholfen haben.“

Nawrath läuft seit 2016/17 in der Eliteliga, sein Potenzial wurde immer wieder beschrieben. Aber die „PS auf die Straße zu bringen“, wie es Sportdirektor Felix Bitterling beschrieb, gelang ihm selten. Bis er erst im Sprint von Östersund gewann und dann noch Zweiter im Verfolger wurde. „Es ist erst der Beginn der Saison und es ist noch ganz weit weg“, sagte Nawrath zum Gesamtweltcupsieg. Trotzdem war die Stärke der Deutschen beachtlich.

Die Spätzünder Nawrath und Roman Rees, der ebenfalls schon 30 ist, siegten in Östersund erstmals überhaupt und trugen jeweils Gelb. „Vielleicht musste erst die 3 vorn stehen“, scherzte Nawrath. Endlich klappt es bei ihm auch mit dem Stehendschießen, bisher seine große Schwäche. Unter Neu-Bundestrainer Uros Velepec schießt er schneller. „Er hat das Risiko-Schießen perfekt gemacht“, lobte Velepec.

Fehler kosteten Nawrath schon oft gute Ergebnisse. So wie mit der deutschen Olympia-Staffel in Peking 2022. Als Schlussläufer musste er im Stehendschießen in die Strafrunde, vergab so eine Medaille und den möglichen Olympiasieg. „Er hätte ein Superstar werden können, wenn er heute die Goldmedaille abgeräumt hätte“, sagte Teamkollege Erik Lesser damals.

Doch Nawrath erholte sich. Vielleicht auch wegen Tipps von Michael Greis. Beide sind in Füssen geboren und Mitglieder im Skiklub Nesselwang. Als Nawrath als Kind Greis 2002 bei Olympia in Salt Lake City im TV sah, wollte er auch Biathlet werden. „Man kann sagen, dass ich seinetwegen angefangen habe. Heute haben wir ständig Kontakt“, sagte Nawrath. Und natürlich war Greis, dreifacher Olympiasieger von Turin 2006, unter den Gratulanten. „Das Handy war stark überfordert“, so Nawrath,

Ganz persönlich gratulierte Olympiasiegerin Laura Dahlmeier. „Ich habe mich sehr für Philipp gefreut. Wir kennen uns lange“, sagte die ZDF-Expertin. Denn was nicht so bekannt ist: Nawrath gehörte ab 2011 für einige Zeit zu einer Trainingsgruppe um Coach Bernhard Kröll mit Dahlmeier, Magdalena Neuner und Miriam Gössner. Die hat nun ein weiteres Märchen hervorgebracht.  dpa

Artikel 1 von 11