Gegenüber dem Sport ist die Natur machtlos. Klingt komisch. Aber jüngst erhobene Daten legen einen Zusammenhang zwischen Sport und Wetter nahe. Besonders im Skiweltcup der Männer schlägt sich dieser nieder. Mit den drei abgesagten Rennen am Wochenende in Beaver Creek sind bisher sechs in dieser Saison ausgefallen (gegenüber einem planmäßig stattgefundenem Slalom). Nicht der Sport richtet sich wie jahrzehntelang geglaubt nach dem Wetter, sondern andersrum.
Die Erkenntnisse haben Auswirkungen über den Spitzensport hinaus. Es wird erwartet, dass zahlreiche Skigebiete in schneearmen Tiefen und Regionen sich beim Skiweltverband FIS um Abfahrten bewerben. Sie könnten so ihre vom Klimawandel bedrohte Existenz sichern. Ob die Rennen ausgetragen werden, ist nebensächlich. Es zählt einzig die erreichte Schneesicherheit. Umweltbedenken gibt es bei dieser sehr natürlichen Art der Beschneiung keine.
Auch außerhalb des Sports dürfte das Wetter-Phänomen auf Interesse stoßen. Mögliche Kooperationen sind so divers wie verstreut über den Erdball: Rennen in niederschlagsarmen Regionen, um die Ernte sicherzustellen. Oder in der Nähe von Windparks, um bei der Stromproduktion zu helfen. Oder bei Konzerten von Superstars für Nebeleffekte sorgen – alles ist möglich. Die Visionen des umstrittenen FIS-Präsident Johan Eliaschs von einer Formel 1 des Winters erhalten Auftrieb.
Wobei sich die Beschränkungen auf den Winter erledigen könnte. Gut möglich, dass auch bei der Weltklimakonferenz in Dubai spekuliert wird, sich die Auswirkungen der Abfahrten und Super Gs zunutze zu machen. Klimaziele doch noch erreichen durch möglichst viele, gleichzeitige Speed-Rennen auch im Sommer, um den Planeten abzukühlen – warum nicht? Ähnlich zum Tennis müssen die Fahrer dann überlegen, an welchem Wettbewerb sie teilnehmen.
Noch rätseln die Forscher übrigens, warum der Wettereffekt nicht bei Frauen-Rennen auftritt (dort nur zwei Absagen bisher). Eine mögliche Erklärung ist, dass sportartenübergreifend um Männer-Events für gewöhnlich „mehr Wind gemacht“ wird – aus vielen Gründen zu unrecht. Ein Beispiel dieser Sportarten neben Ski Alpin ist etwa das Skispringen. Selbst dort könnten Auswirkungen der sogenannten „Odermatt-Orkane“ demnächst sichtbar werden. Aufgrund der hohen Dichte an Speed-Rennen zum Ende des Jahres (Fünf zwischen dem 14.12. und 29.12. in Gröden und Bormio) warnen Meteorologen davor, dass das Tief genügend Zeit hat, sich über den ganzen Alpenraum auszubreiten.