Ausraster belasten das Fair-Play-Konto

von Redaktion

Jetzt auch Chris DeSousa: Zum vierten Mal in dieser Saison wird ein Münchner Spieler gesperrt

VON GÜNTER KLEIN

München – Die Schiedsrichter Lasse Kopitz, früher mal Nationalspieler, und Eduards Odins hatten die Szene nicht gesehen – wohl aber wurden sie von den Kameras festgehalten und folglich im „Game Center“ der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in Neuss registriert. Beim Spiel in Frankfurt leistete sich der Münchner Chris DeSousa ein Foul der groberen Art: Er drosch dem Löwen-Verteidiger mit dem schönen Namen Ben Blood, der ihn von hinten bearbeitete (aber regulär), mit dem Schläger auf den linken Schlittschuh, sodass es dem eigentlich standfesten Brocken Blood die Füße wegzog.

Obwohl für diesen Stockschlag keine Strafe ausgesprochen wurde, leitete die DEL ein Ermittlungsverfahren ein. Der Disziplinarausschuss ermittelte folgende Faktoren: „Der Spieler Ben Blood war auf die Aktion des Spielers Christopher DeSousa nicht vorbereitet. Die Situation ereignete sich abseits des Spielgeschehens . . . DeSousa führte die Aktion ohne anderen Zweck aus. . . DeSousa nahm eine Verletzung des Gegners durch seine Aktion in Kauf.“ Das Urteil: Geldstrafe plus ein Spiel Sperre. DeSousa wird am Freitag gegen seinen Ex-Club Wolfsburg fehlen.

Es ist das vierte Mal in dieser Saison, dass der Disziplinarausschuss der DEL, dem unter Vorsitz des zuvor für die Champions League tätigen Alexander Jäger die ehemaligen Profis Jörg Mayr (ist auch Rechtsanwalt), Till Feser und Henrik Hölscher sowie Ex-Schiedsrichter Richard Schütz und die ehemals unterklassigen Spieler Felix Barth und Ramin Yazdi angehören, einen Spieler des EHC Red Bull München aus dem Verkehr ziehen. Vor DeSousa betroffen waren:

Dominik Bittner für einen Check gegen Kopf und Nacken des Schwenningers Ben Marshall am 20. Oktober – ein Spiel, Geldstrafe.

Jonathon Blum setzte am 29. Oktober gegen den Nürnberger Lukas Ribarik einen Crosscheck auf die Mundpartie – drei Spiele, Geldstrafe.

Andrew MacWilliam war nach der 2:7-Niederlage in Augsburg dran. Er hatte Mick Köhler gegen den Kopf gecheckt – ein Spiel, Geldstrafe.

Folge: Der EHC ist in der Fair-Play-Wertung der DEL Vorletzter (rabiater nur noch Ingolstadt), er hat nach 24 Spieltagen drei Spieldauerdisziplinarstrafen gezogen, mehr als jedes andere Team und mehr als man selbst in der gesamten Vorsaison. Seit 2019 hatte München in dieser Wertung immer bessere Plätze (in der Regel vier oder fünf) belegt.

Dabei ist die Mannschaft, die seit dieser Saison von Toni Söderholm gecoacht wird, um eine disziplinierte Spielweise bemüht. Sie versucht, der Strafbank fernzubleiben, sie hat die zweitwenigsten Zwei-Minuten-Strafen (89). Allerdings: Die Ausraster belasten das Konto.

„Eigentlich willst du es nicht“, sagt Dominik Bittner rückblickend über sein mit einer Sperre geahndetes Foul, „es passiert in den meisten Fällen als Unfall“. Bittner foult wirklich selten. Seine offiziell 27 Strafminuten resultieren aus zwei Vergehen. Die „große Strafe“ steht mit 25 Minuten (5 + Spieldauer) in der Bilanz. Ansonsten saß er nur zwei Minuten.

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