München – Direkt im Anschluss an seine erste Pressekonferenz als Interimstrainer der Löwen ging es für Frank Schmöller (57) gestern wieder raus auf den Trainingsplatz. Getreu dem Motto „Nicht lang schnacken, anpacken!“ krempelte er bildlich gesprochen die Ärmel hoch und machte sich an die Arbeit. Denn davon gibt es viel – auch wenn er bis zu seinem Debüt-Spiel nun ein bisschen länger Zeit hat. Wegen der winterlichen Bedingungen im Grünwalder Stadion wurde das Samstagspiel gegen Essen abgesagt, der Nachholtermin ist noch unklar. Grund war laut Mitteilung nicht der Zustand des dank Rasenheizung wieder grünen Spielfelds, sondern der vereisten West- und Ostkurve sowie der verschneiten Zuwegung für die Fans.
Mit klaren, lauten Kommandos steuerte der gebürtige Hamburger, der in den Achtzigerjahren bei den Hanseaten unter Trainer-Legende Ernst Happel zum Profi geworden war, die Löwen-Mannschaft über den Rasen – und setzte mit Einzelgesprächen mit Kapitän Jesper Verlaat (27) und Stürmer Fynn Lakenmacher (23) auch das um, was er nur wenige Minuten vorher ankündigte. Denn anders als früher unter Happel brauche es heute vor allem Kommunikation – auf und neben dem Platz.
„Du brauchst Spieler, die das Heft in die Hand nehmen. Das ist mir gestern im Training aufgefallen, da haben wir vielleicht noch ein bisschen Nachholbedarf“, sagte Schmöller bei seiner Vorstellung. „Das müssen wir relativ schnell in den Griff bekommen. Mir war es gestern ein Stück weit zu leise auf dem Platz.“ In den verbleibenden Spielen bis zur Winterpause – also mindestens Bielefeld und Mannheim hofft Schmöller bei seiner Kurz-Mission als Interimstrainer deshalb auf aggressivere und entschlossenere Führungsspieler. „Wir müssen ein Gemeinschaftsfgefühl in die Mannschaft bringen und positiv an die Sache rangehen. Mit viel Spaß, viel Freude und auch ganz viel Selbstvertrauen. Für mich ist wichtig, dass die Jungs überzeugt von sich sind“, sagte er.
Als Schmöller am Dienstag nach Jacobaccis Freistellung von den Bossen gefragt wurde, ob er die bis ins untere Tabellendrittel abgerutschte Truppe übernehmen wolle, habe er innerhalb von zwei Minuten zugesagt. „Es war ein aufregender Tag für mich“, sagte er. „Ich habe wahnsinnig Lust auf die Aufgabe und freue mich, in der Verantwortung zu stehen. Es gab keine Sekunde einen Zweifel daran, dass ich das machen möchte.“
Kurios und irgendwie auch typisch 1860: Weil Schmöller neben seiner Tätigkeit als U21-Coach der Löwen auch noch bei BMW arbeitet, musste er vom Autobauer vor seiner Zusage erst noch freigestellt werden. „Um 11.35 Uhr habe ich den Anruf bekommen, um 11.40 Uhr bin ich dann freigestellt worden“, berichtete Schmöller nicht ohne ein Schmunzeln.
1860-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer („Es brauchte eine Veränderung“) stellte derweil noch einmal klar, dass Schmöller nur eine Übergangslösung sei. In den nächsten Tagen und Wochen soll der künftige Chefcoach gefunden werden.