München – Heimlich, still und leise hat Christoph Freund (46) in den vergangenen Wochen seinen ersten Transfer-Coup als Sportdirektor des FC Bayern eingetütet: Bryan Zaragoza (22) wechselt vom FC Granada nach München und erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2029. Möglich macht das eine Ausstiegsklausel in Höhe von 14 Millionen Euro, auf die der deutsche Fußball-Rekordmeister noch eine Million draufpackt. „Bryan ist einer der Senkrechtstarter in Spanien und schon länger auf unserem Schirm. Er wird unsere offensiven Möglichkeiten erweitern“, wird Freund in der offiziellen Mitteilung des Clubs zitiert. Zaragoza spielt die Saison noch in Granada zu Ende, ehe er sich im Sommer dem FCB anschließt.
Der nur 1,64 Meter große Offensivspieler kommt in 14 Liga-Spielen diese Saison auf fünf Tore und zwei Vorlagen. Vor allem sein Auftritt beim 2:2 gegen den FC Barcelona Anfang Oktober ist in Erinnerung geblieben: Damals traf der Youngster doppelt und feierte nur wenige Tage später sein Debüt in der spanischen A-Nationalmannschaft. Neben den Bayern waren auch RB Leipzig und der FC Brentford aus der englischen Premier League an Zaragoza interessiert.
In München ist Zaragoza eine Investition in die Zukunft: Serge Gnabry (28) und Kingsley Coman (27) präsentieren sich diese Saison nicht in Topform und schaffen es nicht, konstant gute Leistungen abzurufen. Bei Leroy Sané (27) sieht das zwar anders aus, doch ob er seinen Vertrag (bis 2025) vorzeitig verlängert, ist noch ungewiss. Heißt im Klartext: Wollen die Bayern mit Sané noch Geld verdienen, müssten sie ihn im kommenden Sommer verkaufen.
Zaragoza ist im Dribbling ähnlich explosiv wie Sané und durch seinen niedrigen Körperschwerpunkt schwer vom Ball zu trennen. Freund: „Bryan Zaragoza ist ein antrittsstarker, sehr schneller und extrem wendiger Flügelspieler, der auf beiden Seiten einsetzbar ist. Er ist unberechenbar, torgefährlich und sehr gut in Eins-gegen-Eins-Situationen.“ Der junge Spanier gilt als „Straßenfußballer“ – er besuchte als Nachwuchskicker nie eine der renommierten Jugendakademien, was in Spanien äußerst ungewöhnlich ist. Vergangene Saison tummelte er sich mit Granada noch in der zweiten spanischen Liga. Kurios: Damals brachte es der Flügelspieler auf 36 Saisoneinsätze, den Großteil davon allerdings nur als Einwechselspieler. Mit dem Aufstieg in die Primera Division war Zaragoza nicht mehr aus der Startelf wegzudenken, er wurde zum unumstrittenen Leistungsträger.
Die Verpflichtung von Zaragoza kann als erster Fingerzeig des neuen Bayern-Sportdirektors verstanden werden, wie er die Münchner Mannschaft in Zukunft ausrichten will: Vielversprechende Talente sollen früh und für kleineres Geld zum FC Bayern geholt werden, um sich zu Top-Spieler zu entwickeln und einen entsprechenden Marktwert zu generieren. Sollte die Entwicklungskurve des Spaniers weiter so steil nach oben zeigen wie bisher, wäre er ein Paradebeispiel für diese Strategie.
Interessant: Zaragoza wurde bis vor knapp vier Wochen noch von Manuel Garcia Quilon beraten, ein alter Bekannter in München. Denn Quilon berät auch Lucas Hernandez (27), der die Roten vergangenen Sommer in Richtung Paris verließ. Mittlerweile haben sich aber Zaragozas Vater und ein Anwalt den Interessen des frischgebackenen Nationalspielers angenommen – und den Transfer über die Ziellinie gebracht. Zur Freude des FC Bayern und seines neuen Sportdirektors.