Die Identität verloren

von Redaktion

Borussia Dortmund ist kein Titel-Team mehr – die Trainerdiskussion wird lauter

Stuttgart – Aus Gregor Kobel sprach die pure Ernüchterung. Titel zu gewinnen und diese speziellen Momente zu erleben, sei einer der Gründe für ihn gewesen, vor zweieinhalb Jahren zu Borussia Dortmund zu wechseln, sagte der Torhüter. Seit Mittwochabend sieht es so aus, als würde der BVB eine weitere Saison ohne Trophäe abschließen. „Es tut unfassbar weh, dass wir dieses Jahr wieder eine Riesenchance liegen lassen haben“, sagte Kobel nach dem hochverdienten Achtelfinal-Aus im DFB-Pokal beim VfB Stuttgart.

Die wohl größte Titelchance in dieser Spielzeit ist bereits dahin, der Rückstand auf Spitzenreiter Bayer Leverkusen in der Bundesliga gewaltig. Verliert der BVB am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen RB Leipzig, sind vorerst auch die Champions-League-Plätze außer Reichweite. Die Stimmung droht zu kippen. Findet der Vizemeister vor Weihnachten nicht zurück in die Spur, kommt er zumindest extern um eine Trainer-Diskussion wohl kaum noch herum. Die darüber, für welche Art von Fußball die Borussia eigentlich stehen will, ist ohnehin in vollem Gange. Neben seiner Form sucht der BVB auch seine Identität.

Das Spiel mit dem Ball sei eine „Katastrophe“ gewesen, sagte Kapitän Emre Can nach der 0:2 (0:0)-Niederlage in Stuttgart in aller Deutlichkeit. Aber auch gegen den Ball habe die Mannschaft nicht gut gearbeitet. Überhaupt habe wenig gepasst – ob vorn oder hinten. Es müsse sich „sehr, sehr viel verbessern“, monierte der 29-Jährige, der von Coach Edin Terzic diesmal als rechter Part einer Dreier-Abwehrkette aufgeboten worden war.

Eine Frage der Qualität sei der erneut schwache Auftritt des BVB in seinen Augen nicht gewesen, so Can. Man habe ja schon oft bewiesen, zu welch guten Leistungen man fähig ist. Erst eine Woche zuvor hatte die Borussia mit einem 3:1 bei der AC Mailand den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale der Champions League gesichert. Gegen Paris Saint-Germain geht es kommenden Mittwoch um den Sieg in der vermeintlichen Monstergruppe F. Umso erstaunlicher ist es, dass sich der BVB vergangenen Sonntag in Leverkusen (1:1) und nun in Stuttgart derart mutlos präsentierte. Mauertaktik statt Offensivfeuerwerk. Soll das der neue Weg sein?

Man habe „keinen passiven Ansatz gewählt“, erklärte Trainer Terzic, angesprochen auf die defensive Ausrichtung, mit der die Dortmunder den weiterhin extrem starken Stuttgartern entgegentreten wollten, letztlich aber hoffnungslos unterlegen waren. Viele einfache Ballverluste hätten zu einer Verunsicherung geführt, analysierten Terzic und Sebastian Kehl unisono. Diese hätten aber nichts mit der Taktik zu tun, so der Sportdirektor. Man habe sich nicht eingeigelt, meinte Kehl. Phasenweise wirkte es aber so.

Gibt’s nun auch gegen Leipzig keine Punkte, wächst die Unruhe weiter. „Das Spiel am Samstag entscheidet jetzt nicht die ganze Saison“, sagte Kobel. Mit Blick auf die Tabelle fügte der Torwart aber hinzu: „Wir müssen extrem aufpassen, dass wir da den Anschluss nicht verlieren.“ Nach dem Pokal-Aus sei die Stimmung „schon kacke“ gewesen.

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