Saarbrücken – Die Ansage an die Frankfurter Pokal-Verlierer kam ausgerechnet vom Siegertrainer. „Haut die Bayern weg“, sagte Saarbrückens Rüdiger Ziehl mit Inbrunst. Doch der Glaube daran wollte nach dem bisherigen Tiefpunkt der Saison bei keinem Eintrachtler so recht aufkommen. Viel zu desaströs war der Auftritt beim 0:2 (0:0) gegen den aufmüpfigen Drittligisten, viel zu negativ ist die Serie mit vier Niederlagen in Serie, viel zu harmlos seit Wochen das laue Sturm-Lüftchen.
„Wir sind gerade körperlich und personell auf der letzten Rille. Es fehlt an Frische, vielleicht auch im Kopf“, haderte Coach Dino Toppmöller: „Wir müssen uns schnell schütteln und versuchen den Schalter umzulegen.“ Sein Team dürfe aber nicht in eine „Opferrolle“ verfallen, sondern müsse „eine ganz klare Reaktion zeigen. Es war die letzten beiden Spiele in Sachen Invest zu wenig.“. Man müsse die „Grenzen im Kopf verschieben“.
Gegen die Bayern brauche es am Samstag (15.30 Uhr/Sky) „elf Spieler, die maximal frisch sind“. Doch wo sollen die herkommen? Besonders die verletzte zentrale Achse mit Ellyes Shkiri und Sebastian Rode wird schmerzlich vermisst. Mario Götze ist ein Schatten seiner selbst. Der zumindest in Phasen der Hinrunde treffsichere Omar Marmoush wirkt überspielt, der Abgang von Randal Kolo Muani konnte nicht dauerhaft aufgefangen werden.
Und hinten patzt plötzlich auch die lange so stabile Defensive, Robin Koch klagte nach dem Pokal-Aus erneut über muskuläre Probleme. Es gebe dennoch „keinen Grund zum Jammern“, sagte Sportdirektor Timmo Hardung: „Wir arbeiten gerne mit dieser Gruppe und glauben, dass es schnellstmöglich wieder besser werden kann.“
Dennoch schaut sich der Verein für die Winterpause um. Der Bedarf könnte nicht nur wegen des verpassten direkten Einzugs ins Achtelfinale der Conference League noch akuter werden, denn nach dem Bayern-Spiel steht gegen Leverkusen der nächste Kracher an – die Tendenz in der Liga zeigt nach unten. Der Zug nach Europa droht früh abzufahren. Dazu tue das Aus „doppelt und dreifach weh. Da werden ein paar Wochen nicht reichen“, so Hardung. Die Mannschaft sei „extrem niedergeschlagen“.
Stolpergefahr gibt es allerdings auch für die Bayern bei diesem Duell. Einerseits ist Frankfurt nach der Pokal-Blamage auf Wiedergutmachung vor den heißblütigen heimischen Fans aus. Andererseits haben sie mit Toppmöller einen Trainer an der Seite, der die Bayern-Stars in- und auswendig kennt. Von Sommer 2021 bis Ende März diesen Jahres war der Sohn von Trainer-Urgestein Klaus (72) beim deutschen Rekordmeister Assistenzcoach von Julian Nagelsmann (36). Bei den Spielern war er äußerst beliebt, vor allem zur französischen Fraktion wird ihm ein besonders enger Draht nachgesagt. Generell war er derjenige, der immer ein offenes Ohr für die Profis hatte. Das zählt für ihn in der neuen Funktion freilich nichts mehr. Ausgerechnet gegen den „Ex“ muss Toppmöller zeigen, „dass wir es auch anders können“. sid/mm