Na gut. Weil die Adventszeit die „Zeit der Hoffnung“ ist, sei ein kurzer Schwenk zu den Löwen erlaubt. Denn die haben es in der laufenden Woche ja bekanntlich mal wieder nicht leicht. Tabellenplatz 15 in der Dritten Liga fühlt sich nicht gut an, noch ein wenig schlechter als Tabellenplatz elf. Weil zwischen dem TSV 1860 (15) und dem 1. FC Saarbrücken (11) aber tatsächlich nur drei Punkte liegen, könnte man folgenden Schluss ziehen: Auch der Münchner Chaos-Club hat Potenzial für historische Coups. Und dem FC Bayern wie Eintracht Frankfurt hat Sechzig zudem noch etwas voraus: Anders als die beiden Bundesligisten nämlich hat man heuer schon gegen Saarbrücken gewonnen. 3:2, Auswärtssieg! Alles halb so schlimm also an der Grünwalder?!
Die blaue Gesamtlage ist leider komplexer, aber zumindest diese kleine Genugtuung bleibt. Denn Saarbrücken ist weiter dauerpräsent, weil es durch den Wettbewerb marschiert, mit dem die Löwen in diesem Jahr nur ein bisschen weniger zu tun haben als die Eintracht und der FC Bayern. Wenn am Sonntagabend die Runde der besten Acht ausgelost wird, will garantiert niemand auf den DFB-Pokal-Schreck treffen. Vermeintlich kleinere Teams wie Kaiserslautern, Düsseldorf oder St. Pauli sowieso nicht, genauso wenig aber die Favoriten wie Leverkusen, Stuttgart oder Mönchengladbach. Denn dass so eine unglaubliche Geschichte nur schwer aufzuhalten ist, wenn sie einmal rollt, lehrt ein Blick auf die Pokal-Historie.
Drei Mal stand Saarbrücken im vergangenen Jahrzehnt mindestens im Achtelfinale, in der Saison 2019/20 scheiterte man an Leverkusen gar erst in der Vorschlussrunde. Längst hat sich herumgesprochen, dass Pokal-Abende im Ludwigsparkstadion ungemütlich sind, dass der Rasen uneben und die Zweikämpfe auch mal schmerzhaft sein können. Und trotzdem schafft es bis dato kein Bundesligist, sich auf eine echte Schlacht einzulassen, in der Kampfgeist und Biss belohnt werden würden.
Wer seinen Stiefel runterspielen will, ohne sich zu dreckig zu machen, wird kalt erwischt. Und genau das ist der Reiz dieses Wettbewerbs, der im Terminplan mancher Bundesligisten gerne lästig ist. Das Beispiel Saarbrücken zeigt, dass in 90 Minuten alles passieren kann. Spätestens seit Mittwoch drückt dem Drittligisten fast jeder die Daumen. Am meisten natürlich die Löwen. Denn der Titel „Pokalsieger-Bezwinger“ wäre wenigstens etwas.
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