München – Andi Eder richtete die Augen zur Hallendecke, aber eigentlich noch viel weiter, nämlich dankend hinauf zum Himmel. Mit den Armen unterstrich er seine Mimik. Der Stürmer des EHC Red Bull München zeigte seine Erleichterung, dass ihm endlich mal wieder ein Tor gelungen war. „Ist schon an bissel her“, spielte er auf Wochen ohne Abschlussgelingen an. Sein Tor am Freitagabend tat vor allem seiner Mannschaft gut: Es war das zur 2:1-Führung gegen die Grizzlys Wolfsburg. Und es war auch der Endstand. Durch den 2:1-Sieg überholten die Münchner Wolfsburg in der Tabelle. Von fünf auf vier.
Das erste Drittel war davon geprägt, dass man den Grizzlys ihr aus einer Serie von drei Siegen am Stück resultierendes Selbstbewusstsein ansah – und dass München sich einige Abwehr-Schludrigkeiten leistete. So handelte sich der EHC den frühen 0:1-Rückstand durch Justin Feser ein (5.), so passierte es, dass Torhüter Mathias Niederberger einmal sogar in eine Null-gegen-zwei-Situation geriet und sich allein einem Wolfsburger Stürmerpaar gegenüber sah. Er blieb Sieger und holte sich von den gut besetzten Rängen (5069 Zuschauende – es gab am Freitagabend Studententarif) seine „Niederberger, Niederberger“-Rufe ab (12.).
Allerdings war auch dem Nationalkeeper eine Nachlässigkeit unterlaufen. Nach einem Drehschuss von Chris Wilkie aus spitzem Winkel hoppelte der Puck durch Niederbergers Beine und blieb schließlich liegen (8.). Auf der Torlinie? Ein Stück dahinter? Die Schiedsrichter verzogen sich ins Videokabuff unter der Gegentribüne, um sich einige Minuten mit hochauflösenden Aufnahmen zu beschäftigen. Sie entschieden dann, dass die Scheibe nicht vollumfänglich über die Linie gerutscht war, ehe zwei Münchner Verteidiger und Niederberger sie von dort wegarbeiteten. „Ich denke, der Puck war drin“, sagte der, der ihn geschossen hatte, der Wolfsburgr Wilkie. „Aber ich entscheide das nicht.“
Der EHC war durch Maxi Kastner zum Ausgleich gekommen (7.), sein Abschluss überraschte Wolfsburgs Goalie Dustin Strahlmeier. Danach war der Vizenationaltorhüter (bei der WM Nummer zwei hinter Niederberger) wieder der gewohnt unbequeme Gegner für München.
Das zweite Drittel gestaltete der EHC dominant, er zwang Wolfsburg zu Fouls. Bezeichnend: Grizzly-Star Andy Miele war gerade zwölf Sekunden von einer Strafe für einen Stockschlag zurück, da muste er wegen eines Haltens die nächste Zwei-Minuten-Strafe antreten. (38.). Da stand es bereits 2:1 für München – wenig überraschend nach einem Powerplaytreffer: Yasin Ehliz hatte für Andi Eder aufgelegt (34.). „Wir haben in der Drittelpause einige Sachen angepasst“, sagte der Torschütze, „und kreieren jetzt mehr Chancen.“
Für den Schlussabschnitt nahmen die Wolfsburger sich spürbar vor, von der Strafbank wegzubleiben und den EHC unter Druck zu setzen. Das Spiel war offen, Wolfsburgs Trainer Mike Stewart schickte vor allem seine Nordamerikaner aufs Eis. In der 58. Minute kam noch ein Stürmer für Torwart Strahlmeier, zudem nahm Stewart eine Auszeit. Nutzte alles nichts: München arbeitete den 2:1-Vorsprung in die Kabine. Weiter geht es für den EHC am Sonntag (15.15 Uhr) in Berlin.