DFL vor der Entscheidung

Investieren ja – aber wie?

von Redaktion

Im deutschen Profifußball ließe sich viel Geld sparen. Das springt einem Woche für Woche ins Auge, wenn man in den Stadien all die Analysten vor ihren Tablets sieht und die externen Berater, die auf der Tribüne die Vorstände flankieren. Oder wenn man sich durch die Organigramme der Clubs liest, die bald mehr Stabsstellen haben als ein Bundesministerium. In den aufgeblähten Kadern gibt es Spieler, die keine Minute spielen, aber ein Vielfaches des Kanzler-Gehalts kassieren. Und erst einige Exemplare des Mitesser-Berufsstands Spielerberater . . . An all das muss man denken, wenn der deutsche Spitzenfußball wieder seinen Bedarf an frischen Mitteln formuliert wie dieser Tage, in denen zum zweiten Mal die Entscheidung ansteht: Soll die Deutsche Fußball Liga (DFL), die die 36 Erst- und Zweitligisten repräsentiert, einen Investor aufnehmen? Dass ein Vorhaben nach seinem Scheitern noch einmal zur Abstimmung gestellt wird, offenbart schon die Verzweiflung der Großen. Sie sind die treibenden Kräfte.

Man muss ihnen und den neuen DFL-Geschäftsführern Merkel und Lenz lassen: Es wurde nachgebessert. Mit dem Modell, das nun aufgelegt wird, können sich die, die bisher zögerten, eher anfreunden. In erster Linie geht es um ein Vorantreiben der Digitalisierung, den Aufbau eigener Vertriebswege, wovon auch der Endkunde Fan profitieren wird. Und es ist sogar verantwortungsvoll gedacht, wenn die DFL sich nicht auf ihrem jetzigen Publikumserfolg ausruht, sondern innovativ vorausdenkt und sich attraktiv macht für künftige Generationen, die den Fußball anders konsumieren wollen als in Form eines 90-Minuten-plus-Nachspielzeit-Kaugummis.

Die Frage ist halt, ob man das nicht auch ohne Beteiligung einer Private-Equity-Company, die sicher nicht uneigennützig agieren wird, hinbekäme. Über einen Kredit und/oder einfach mit maßvollerem Wirtschaften (siehe oben). Wenn die Liga sich für einen Investor öffnet, könnte das halt auch ein Schritt zur Abschaffung der 50+1-Regelung sein, die den deutschen Fußball vor der ultimativen Vereinnahmung bewahrte.

An diesem Montag bei der Vollversammlung wird sich zeigen, ob die 36 Clubs noch in der Lage sind, einen Grundkonsens zu finden. Oder ob ein gemeinsames Auftreten der großen Marken auf der einen und auf der anderen der Bundesliga-Mittelklasse, für die internationale Ambitionen nicht greifbar sind, und dem Gros der Zweitligisten, das alle Pläne blockieren kann, noch möglich ist. GÜNTER KLEIN

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