Das Seelenheil von Multifunktionär Hans-Joachim Watzke ist gerettet, der Einstand der neuen DFL-Geschäftsführer Merkel und Lenz, die man noch weniger auseinanderhalten kann als die (Ex-)Leipziger Fußballer Klostermann und Halstenberg, darf als geglückt gelten, und selbst Leverkusens Vorstandsboss Fernando Carro, dem man nachsagt, er präpariere seine Ellbogen mit Rasierklingen, kann daheim entspannt die Weihnachts-CD einlegen: Die Befürworter eines Investorendeals im deutschen Profifußball haben im zweiten Anlauf, der auch der durchdachtere, sensiblere war, die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit aus den 36 Clubs bekommen. Es wird am Wochenende in den Kurven der Stadien sicher die eine oder andere kritische Replik geben, doch zunächst einmal ist der Betriebsfriede in der DFL gewahrt. Die Mehrheit war ja bisher schon dafür, jemand Externen hereinzulassen – sie reichte nur nicht aus.
Ob der Deal, den 1. und 2. Bundesliga nun mit einer Private-Equity-Firma abschließen können, ein segensreicher sein wird, lässt sich jetzt noch überhaupt nicht beurteilen. Mit dem Geld, das nun frisch eingebracht wird, soll praktisch die Grundlagenarbeit geleistet werden, um bei späteren Veräußerungen der Medienrechte den Trend nachlassender Erlöse umzukehren. Man hört in diesem Zusammenhang immer, dass der deutsche Profifußball eine neue Form des Erzählens finden müsse und es darum gehe, wie er seine Spiele und sein gesamtes Dasein so aufbereitet, dass möglichst viele Menschen auf der Welt (und nicht nur auf dem Heimatmarkt, der ist ausgereizt) sich dafür interessieren.
Gefragt sind vor allem Kreativität und Innovationsgeist. Ob es dafür Hunderte Millionen braucht? Doch nicht unbedingt. Erinnern wir uns an das medizinische Management der Corona-Krise im Fußball: Da war Deutschland dank einer kleinen Kommission um DFB-Arzt Tim Meyer führend, für das Hygienekonzept mussten keine Gurus eingekauft werden, und es war ein globaler Exportschlager. Auch die anstehende Digitalisierung sollte die Mission findiger Köpfe sein.
Vorteilhaft am Investorendeal der DFL: seine Endlichkeit nach 20 Jahren. Allerdings sollte man nicht davon ausgehen, dass der deutsche Fußball danach zur Unschuld zurückfindet. Wahrscheinlicher ist, dass mit dem gestrigen Ja eine Schamgrenze gefallen ist. Für immer.
Guenter.Klein@ovb.net