Spaß – oder wacklige Knie

von Redaktion

BIATHLON Unterschiedliche Resultate, gleiche Herausforderung: Deutsche suchen die Konstanz

VON THOMAS JENSEN

München – Einfache Wahrheiten. Es gibt sie auch in der Sportart, in der so sehr wie in keiner anderen mit dem Wort Komplexleistung um sich geworfen wird – also dem Mix aus gutem Laufen und Schießen. Ein Bespiel: „Mal zu gewinnen, ist schön. Aber wenn du das ein paar mal hinkriegst, bist du deutlich besser.“ Das sagte in vergangenen den Tagen von Hochfilzen etwa Johannes Kühn. Gewonnen hat der Niederbayer diese Weltcup-Saison noch nicht – ist aber bei den deutschen Männern mit Benedikt Doll der aktuell stabilste Top-Ten-Läufer.

Gut reinversetzen in die Kollegen, deren Winter bisher mehr bergauf und ab führte als jede Loipe, kann er sich trotzdem. Roman Rees und Philipp Nawrath, beide zwischenzeitlich mit dem Gelben Trikot, beide mit den ersten Siegen aber beide auch mit Rennen zum Vergessen – die zwei letztgenannten Punkte kennt Kühn. 2021 holte er seinen ersten und bisher einzigen Sieg in Hochfilzen im Sprint. „Wenn Du dann mit der Eins losgehst und auf Eins schießt… da hast du wacklige Knie“, so der 32-Jährige. Bis zum letzten Anschlag der Verfolgung damals traf er alles – und schoss dann dreimal daneben.

Neben der Belastung durch umgehende Viren eint diese Herausforderung aktuell die deutschen Biathleten: Gutes zu wiederholen. Das gilt für Spitzenpositionen bei den Männern, und für konstante Saisonleistungen bei den Frauen. Auch hier gibt es wie bei den Männern Benedikt Doll eine, die wegen schon zigfach bewiesener Klasse nichts mehr beweisen muss: Franziska Preuß. Und eine, die den anderen was Erfahrungen angeht, ein bisschen evoraus ist: Vanessa Voigt.

„Ich bin befreiter, denn ich habe es ja schon mal bestätigt“, sagte die 26-Jährige nun im Vergleich zur Vorsaison. Und mit dem „schon mal bestätigt“, meinte sie, erneut konstant unter den Top 15 zu sein, wie ihr es auch schon 2022 gelungen war. „Weil man das eben wieder erreichen will, war es ein schwieriges Jahr, vor allem mental“, erinnerte sie sich nun.

Vor dieser psychischen Aufgabe steht etwa Sophia Schneider. Die Chiemgauerin hat sich vergangenen Winter im Weltcup etabliert, wurde letztlich 31. der Gesamtwertung. „Das hat mir Selbstvertrauen gegeben“, sagt sie nun. Doch das schützt auch eine stets so positiv aufgelegte Athletin wie die 26-Jährige nicht davor, ins Grübeln zu kommen. „Klar gibt es Tage, an denen es nicht funktioniert. Dann zweifelt man und überlegt, warum das jetzt so war“, erzählt Schneider, die Vierte im Einzel von Östersund wurde – aber sich auch schon drei Ergebnisse außerhalb der Top 30 erlaubt hat. Ihr Rezept, um mit den gestiegenen Erwartungen umzugehen: „Biathlon ist meine Leidenschaft, ich mache das, weil es Spaß macht. Dann muss man den Druck nicht unbedingt wahrnehmen.“

Der Spaß als Panzer vor dem Druck von außen – und auch innen, denn: „Die eigenen Erwartungen“, seien schließlich auch gestiegen, wie Schneider sagte. Das gilt für sie, wie in der noch jungen Saison für alle Deutschen. Das Wichtigste, um die Erwartungen in den kommenden Wochen besser zu erfüllen, als in Hochfilzen: Gesund bleiben. Ob die anderen Lösungsansätze ebenso einfach sind, oder doch komplexer?

Artikel 3 von 11