München – Die Meldung, die da am Mittwochabend vom FC Bayern verschickt wurde, war vergleichsweise klein. Aber sie hatte ordentlich Sprengkraft. Denn so schön der Trip nach Manchester auch für die Bayern-Seele war, so stolz man auf die nächste Gruppenphase der Champions League ohne Niederlage sein durfte, so bitter waren die Begleiterscheinungen. Siegtorschütze Kingsley Coman brachte einen Muskelfaserriss in der rechten Wade mit nach Hause und wird rund drei Wochen fehlen, noch schlimmer ist es für Noussair Mazraoui gekommen. Der Marokkaner muss wegen eines Muskelbündelrisses in der linken Wade gar vier bis sechs Wochen pausieren. Das Fußballjahr 2023 ist gelaufen – und womöglich auch die Teilnahme am Afrika-Cup ab Mitte Januar. Eine bittere Vorweihnachts-Pille.
Während Mazraoui alles für eine schnelle Genesung gibt, um sein Land zu vertreten, muss Thomas Tuchel für die letzten beiden Spiele dieses langen Jahres umdenken. Die Reihen lichten sich vor allem in der Abwehr und auf dem offensiven Flügel – und der so viel zitierte Satz „Thomas Tuchel muss jetzt kreativer sein“ (Jan-Christian Dreesen) bekommt plötzlich eine neue Bedeutung. Wer dachte, dass die Gastspiele von Leon Goretzka in der Innenverteidigung der Gipfel der Kreativität waren, wird gespannt auf die Bayern-Aufstellung im nicht ganz unwichtige Top-Duell am Sonntag (19.30 Uhr) mit dem VfB Stuttgart schauen. Eine Standard-Lösung ist mit Blick auf die Verletztenliste, auf der auch Matthijs de Ligt (gestern im Teamtraining), Serge Gnabry und Bouna Sarr stehen, nicht in Sicht. Vielmehr braucht Tuchel den besten Plan B.
Drei Trainingseinheiten hat der 50-Jährige, um die Varianten zu testen. Als sicher gilt, dass Konrad Laimer den Platz von Mazraoui hinten rechts einnehmen wird. Schon nach der verletzungsbedingten Auswechslung in Manchester hatte der Österreicher die rechte Abwehrseite übernommen, ohnehin gilt Laimer als konstante Allzweckwaffe. Nicht ganz so klar stellt sich die Situation auf der offensiven linken Seite dar, wo Coman zuletzt vor der Länderspielpause nicht begann. Es fehlt ein echter Stammspieler.
Möglichkeiten gibt es einige – ideal ist keine. Anbieten würde sich, den defensiv inkonstanten Alphonso Davies für Coman auf den offensiven Flügel zu stellen und Raphael Guerreiro dafür verteidigen zu lassen. Auch Mathys Tel oder Eric Maxim Choupo-Moting haben schon mal auf dem Flügel gespielt. Und natürlich bietet sich auch der Gedankengang mit Thomas Müller an. Entweder der genesene Jamal Musiala übernimmt außen und macht zentral Platz für den Edel-Joker. Oder Müller rennt auf seine alten Tage nochmal die Linie auf und ab. Immerhin: Stuttgart wird sich kaum auf einen Bayern-Plan einstellen können – weil es ihn noch nicht gibt. hlr, pk